SWR3 Gedanken
Valentin Beck kümmert sich um die Menschen, die in Luzern in der Schweiz auf der Straße leben. Er ist 40 Jahre alt, Hobbys: Snowboarden in den Bergen und Wandern rund um den Vierwaldstättersee. Und dann dieser Beruf: Gassenseelsorger. Wow! Respekt! Der katholische Theologe kommt mit Obdachlosen in der sogenannten „Gassenküche“ ins Gespräch. Da bekommen sie jeden Tag eine warme Mahlzeit. Oder er besucht sie im Krankenhaus oder im Knast – und macht die Erfahrung, dass sie dort oft besser für Sinnfragen ansprechbar sind, weil sie dort keinen Stress haben, sich Drogen beschaffen zu müssen. Und doch macht er sich keine Illusionen: meistens ist es so, wenn Klienten aus dem Spital oder dem Gefängnis rauskommen, dann ist die erste Station der Bahnhofplatz, wo auch wieder Drogen konsumiert werden. „Dessen muss man sich bewusst sein“, sagt Valentin Beck. Er sagt aber auch: „Wenn man die einzelnen Menschen kennt, ist das nicht mehr eine Drogenszene, sondern dann siehst du wirklich die Menschen.“ Und er findet: „Man sollte Freude haben an einem guten Moment, der dann vielleicht morgen wieder zerstört ist, aber der gute Moment ist etwas wert.“ Valentin Beck glaubt, dass Gott in der Begegnung mit den Menschen auf der Straße anwesend ist. Dass das göttliche Momente mitten im Alltag sind. Weil Gott selbst Mensch geworden ist, findet er Gott auf der Gasse. Valentin Beck erzählt: „Die Menschen sagen mir, dass es ganz wichtig ist, wie sie angeschaut werden: abwertend, voller Angst, voller Mitleid oder primär als Mensch.“ Und dann schlägt er vor: Wenn ihr es könnt, geht mit den Leuten ins Gespräch und spürt: Die sind so individuell wie andere Menschen auch.
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