Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

11MRZ2025
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Heute wehen in Deutschland die Fahnen zum Zeichen der Trauer auf Halbmast. Denn heute ist der europäische und der nationale Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt. Es ist schrecklich, dass es mittlerweile genügt, zum Beispiel Städtenamen zu nennen, um uns an Anschläge zu erinnern: Solingen, Magdeburg, Hanau, Mannheim.

Die gemeinsame Trauer und der tiefe Schrecken lassen uns kaum noch los. Viele Menschen fragen sich, wie wir darauf reagieren, dass unsere Gesellschaft insgesamt und unsere Städte verletzlich sind. Wir merken, dass wir, die wir so viel können, uns nicht vollständig vor Anschlägen schützen können. Wir planen gerne vor, wir schätzen es, wenn Dinge berechenbar sind – und erleben dann, dass Terror und Hass unberechenbar sind. Was kann man tun, um den Mut zum Leben und die Zuversicht nicht zu verlieren, wenn der Terror Angst und Schrecken verbreitet?

Als Christ denke ich an den Satz, den Paulus einmal geschrieben hat: Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute. Ob das so geht, wie Paulus meint? Aber manchmal gibt es tatsächlich nur ein Entweder-oder. Und Paulus schreibt das nicht ins Blaue, sondern damit wir innere Stärke gewinnen in einer Welt, in der leider kein Frieden herrscht. Wer ist stärker? Nein, die Kriegstreiber, die Attentäter, die Hassredner, die Machtgierigen, die Diktatoren, sie sollen mich nicht kriegen. Je länger ich darüber nachdenke: Ich will ihren Hass nicht mit Hass beantworten, sondern ich will es heute mit der Bibel halten und mich nicht vom Bösen besiegen lassen. Das heißt: Mach es dem Bösen nicht zu leicht. Sondern behalte einen klaren Kopf. Das schafft Raum zum Nachdenken. Und aus Nachdenken entsteht Zeit. Und aus Zeit entsteht Besonnenheit, die nicht einfach nur blind um sich schlägt, sondern verantwortlich handelt – denn nicht das Böse soll ja siegen, sondern der Mut zum Leben.

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