Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
„Mut ist ein Muskel. Den hat man nicht, sondern den trainiert man.“ Dieser Satz stammt von Luisa Neubauer. Sie ist Klimaschutz-Aktivistin und wohl die bekannteste Vertreterin der deutschen Fridays-for-future-Bewegung. Gerade angesichts der Krisen und Probleme, die manchmal unüberwindbar scheinen, spricht sie immer wieder davon, dass Hoffen harte Arbeit ist und Mut ein Muskel, den wir trainieren können.
Luisa Neubauer beeindruckt mich zutiefst. Sie wird im Internet und auch im direkten Umgang beschimpft, bedroht, gehasst. Nichts davon hält sie davon ab, weiter für eine gute Zukunft einzustehen. Mut lässt sich trainieren. Das zeigt Luisa Neubauer täglich.
Und Mut braucht es gerade dann, wenn es ausweglos erscheint und der Gegner übermächtig. Ich denke an die Bischöfin Mariann Budde, die bei der Einsetzungsfeier von Präsident Trump deutliche Worte an ihn gerichtet hat und ihn aufforderte, barmherzig zu sein und Mitgefühl zu haben mit queeren Menschen und Immigranten, die jetzt in Angst leben. Für diese Ansprache hat sie weltweit Anerkennung bekommen, von Trump und seinen Anhängern dagegen wurde sie beleidigt und bedroht.
Für ihren unglaublichen Mut wurde vor einigen Tagen Gisèle Pelicot vom Time Magazin zur „Frau des Jahres 2025“ gekürt. In dem Prozess gegen ihren Ehemann, der sie betäubt und mit anderen Männern vergewaltigt hatte, hat sie Geschichte geschrieben. Mit ihrem Satz „Die Scham muss die Seite wechseln!“ ermutigt sie Frauen auf der ganzen Welt, gegen Unterdrückung und Gewalt aufzustehen.
Für mich sind diese und so viele andere Frauen Vorbilder. Vorbilder dafür, was passieren kann, wenn wir mutig sind. Und es sind nicht nur die großen Geschichten, sondern auch die vielen alltäglichen, in denen Frauen für sich und für andere einstehen, zusammenhalten, widersprechen, wenn etwas ungerecht ist.
Mut ist ein Muskel und wir können ihn trainieren. Und wir werden ihn brauchen, wenn wir in Zukunft für die Rechte von Frauen und Minderheiten einstehen wollen. Die gute Nachricht ist: Mut kann wachsen, wenn wir uns zusammentun und Mut kann verändern, wenn wir handeln.
Setzen wir ihn ein, unseren Mutmuskel - nicht nur heute, am Weltfrauentag, sondern wenn nötig auch an jedem anderen Tag des Jahres.
*Quelle Zitat: Instagram-Account Luisa Neubauer, Ausschnitt aus einer Lesung zu ihrem Buch „Was wäre, wenn wir mutig sind?“ 22.2.25
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41722