Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

07MRZ2025
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„Was würdet ihr denn tun, wenn ihr Chefin oder Chef von Deutschland wärt?“ Das frage ich meine Kinder. Wir sitzen auf dem Sofa und die Kinder beschäftigt die Frage, wer denn jetzt Bundeskanzler wird was nach der Wahl passiert. „Was wäre euch denn wichtig? Welche Regeln würdet ihr aufstellen?“

Mein Sohn überlegt keine Sekunde: „Süßigkeiten für alle!“ ruft er „und alle Kinder bekommen Gutscheine, mit denen sie sich was kaufen können!“
Meine Tochter lacht begeistert und überlegt dann: „Und wir brauchen viele Ärztinnen und Ärzte, die nichts kosten - und gute Schulen mit netten Lehrerinnen und Lehrern. Schulen wo man auch mit dem Rollstuhl ins Klassenzimmer kommt!“
„Ja“ sagt mein Sohn „und ich würde bestimmen, dass es keinen Krieg gibt. Und viele Spielplätze! Die Welt müsste viel gerechter sein – zum Beispiel dass Kinder nicht arbeiten müssen. Und alle Armen eine Wohnung bekommen.“

Meine Kinder durften bei der Bundestagswahl nicht wählen, leider. Sie gehören zu den insgesamt 14 Millionen Kindern und Jugendlichen, die keine Stimme hatten.
Damit hängt sicher zusammen, dass ihre Themen im Wahlkampf kaum vorgekommen sind. Über die Ausstattung von Schulen und Kindergärten, gute Freizeitangebote, Klimaschutz und die Frage nach einer lebenswerten Zukunft wurde kaum gesprochen.

Und das ist ein echtes Problem: Wenn junge Menschen sich zu wenig gehört fühlen, wenn sie nicht mitbestimmen können, dann kommt Frust auf. Dann erfahren sie nicht, dass es wichtig ist, sich einzubringen. Und dann haben es extreme Parteien umso leichter.  Darauf machen auch die Kinder- und Jugendverbände immer wieder aufmerksam, wenn sie fordern, dass die Themen junger Menschen in den Fokus gerückt werden müssen. 

Für Jesus war das schon vor 2000 Jahren klar: Als die Jünger sich darum streiten, wer von ihnen der Ranghöchste ist, holt Jesus ein Kind in die Mitte und sagt ihnen, dass sie umkehren sollen und werden, wie die Kinder. „Hütet euch davor, einen von diesen Kleinen zu verachten“, sagt er. (Mt 18,10)
Ich finde, diesen Ansatz können wir uns heute immer wieder zu Herzen nehmen. Kinder und Jugendliche verstehen viel mehr von der Welt, als Erwachsene oft denken. Sie stellen die richtigen Fragen, haben gute Ideen und vor allem Bedürfnisse, die genauso wichtig sind, wie die der Erwachsenen. Sie sollten viel mehr in die Mitte gestellt werden – so wie bei Jesus. Und vielleicht wählen wir ja wirklich mal eine Kinderkanzlerin oder einen Kinderkanzler. Einen Versuch wäre es doch wert!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41721
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