Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

05MRZ2025
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Heute beginnt die Fastenzeit. Für viele Menschen ist sie ein Anlass, auf Süßigkeiten, Fleisch oder Alkohol zu verzichten. Die Zeitschriften sind voll mit Tipps, wie wir in den 6 Wochen bis Ostern gesünder, sportlicher, bewusster leben können.
Mich stressen diese Tipps jedes Jahr. Sie machen mir Druck. Sie erinnern mich an all das, was ich tun könnte, ja, tun sollte, denn andere schaffen es ja anscheinend auch. Dabei will ich doch weniger von allem. Weniger Druck, weniger Erwartungen, weniger tun müssen.

Stattdessen wünsche ich mir Platz in meinem Alltag, für das, was wirklich zählt. Ich sehne mich nach Momenten, in denen ich durchatmen und neue Kraft tanken kann.
Gerade nach den letzten Wochen, die voll waren mit Wahlkampfgetöse, mit Sorgen, wie es weitergeht, mit Diskussionen darum, was die richtigen Schritte in die Zukunft sind.

Ob sie wollen oder nicht- die Parteien können nach der Wahl erstmal noch nicht durchatmen. Sie müssen jetzt verhandeln, um trotz aller Unterschiede gemeinsam weiterzukommen. Wo gibt es Kompromisse und was sie verbindet sie?

Vielleicht kann die Fastenzeit ja dafür ein ganz passender Rahmen sein. Der biblische Ursprung liegt in der Erzählung von Jesus, der in die Wüste gegangen ist, um zu fasten und dort allerlei Versuchungen widerstehen muss. Es geht dabei um Eitelkeit, um Ego und um Macht, mit denen der Teufel versucht, ihn zu locken. Vielleicht kann die Fastenzeit gerade jetzt beim sondieren und verhandeln daran erinnern, worum es eigentlich geht: sein handeln und reden zu hinterfragen und gemeinsam neu anzusetzen, Fehler einzugestehen, zu verzeihen. Sich nicht verführen zu lassen von der Aussicht auf Macht und Ansehen und sich ausrichten auf das, was kommt.

Im Kirchenjahr gilt die Fastenzeit als Vorbereitung auf Ostern. Das Fest, das wie kein anderes für die Hoffnung steht, die sich gegen alles Dunkel der Welt immer ihren Weg bahnt. Das Fest, das das Unmögliche wahr macht, indem Jesus vom Tod zu neuem Leben aufersteht.

Darauf will ich mich in den kommenden Wochen der Fastenzeit vorbereiten. Meine Hoffnungskraft neu aufladen und mich neu ausrichten für das, was wirklich wichtig ist: den Glauben daran, dass das Gute sich durchsetzen wird und wir gemeinsamweiterkommen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41719
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