SWR4 Abendgedanken
Das Bedauern von eigenen Fehlern ist nicht gerade ein Modetrend. Dabei hat doch jede und jeder solche klaren Momente, in denen einem ganz deutlich wird: „Da habe ich Mist gebaut!“ Der Aschermittwoch, der Tag heute, steht genau für solche Augenblicke.
Nun weiß ich ja nicht, ob Sie heute in aller Frühe in einem Gottesdienst waren, um sich nach altem, kirchlichem Brauch ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Dieses Aschekreuz ist ein Zeichen, dass man eigene Fehler bedauert. Für mich ist es auch so etwas wie ein Schlüssel, der die Herzen öffnen kann.
Zuerst ist es ein Schlüssel für mein eigenes Herz. Es hat etwas sehr Persönliches, etwas zwischen mir und Gott. Ich öffne ihm mein Herz und sage: „Es tut mir leid.“ Ich kann fast seine Stimme hören, wie er fragt: „Was tut dir denn leid…?“ – und dann kann ich ihm sagen, was da im Dunkeln meines Herzens verborgen ist. Es kommt ans Licht. „Weißt du, es tut mir so leid, dass ich mit Michael so grob war. Auch wenn ich im Recht war: Das hat er nicht verdient.“ Mein Herz öffnet sich.
Das Aschekreuz ist auch ein Schlüssel zum Herzen anderer. Es macht mich einfach ein bisschen - demütig. Ich bin gar nicht so perfekt, wie ich vor anderen gern dastehen will! Das hilft im Umgang mit meinen Mitmenschen sehr!
Wer weiß, vielleicht entschuldige ich mich ja sogar bei Michael? Ich weiß es noch nicht. Wichtig ist, dass ich ihm jetzt wieder anders begegnen kann.
Das Aschekreuz. Es ist ein Schlüssel zur Tür meines Herzens. Und vielleicht sogar zu den Herzen anderer. Tja, und wenn man es verpasst hat, heute Morgen? Dann muss es eben auch ohne dieses körperlich spürbare Zeichen gehen. Und das tut es auch.
In der Bibel wird empfohlen, einfach mit Gott zu sprechen und ihm zu sagen, was wir verbockt haben. Da steht: „Wenn wir Gott eingestehen, was wir falsch gemacht haben, dann ist er treu und gerecht: Er wird uns vergeben und uns von aller Schuld befreien.“
Ich mache das. Gar nicht mal so selten! Ich spreche mit Gott und sage: „Weißt du, es tut mir leid. Vergib mir.“ Und ähnlich wie beim Aschekreuz kann ich es manchmal richtig spüren, wie sich mein Herz öffnet. Es tut mir gut. Und ich gehe mit mir und anderen danach anders um.
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