SWR3 Gedanken
Leutetheologie – das klingt neu. Als Begriff ist es das auch. Aber eigentlich gibt es Leutetheologie schon immer und überall.
Meine Freundin Carola ist eine Leutetheologin: in ihren Meditationsübungen erfährt sie immer wieder neue Seiten an Gott und erzählt mir davon. Cornelius, ein guter Bekannter, ist ein Leutetheologe. Er beschreibt mir seine Vorstellung vom Tod als den Moment, in dem er den Sinn seines Lebens verstehen wird. Die 15-jährige Tochter meiner Nachbarin ist eine Leutetheologin. Sie hat sich Jesus als ‘bestfriend’ ausgesucht. Und sie bespricht mit ihm alles, was sie beschäftigt.
Leutetheologie - oder noch besser Leutetheologien - sind überall da, wo Menschen über den Sinn ihres Lebens nachdenken, wo sie nach Antworten suchen, wo sie gelebte Werte reflektieren und ins Gespräch gehen. Und deswegen besteht die Bibel selbst eigentlich auch aus ‘Leutetheologie’. So viele Menschen haben über lange Zeit daran geschrieben, haben eingebracht, wie und wo sie Gott erlebt haben. Je länger ich lebe und mich mit diesen vielschichtigen Texten auseinandersetze, desto stärker sprechen sie in mein Leben hinein.
Daraus wird dann meine eigene Leutetheologie. Und darüber komme ich gerne ins Gespräch. Mit Carola, Cornelius und der Nachbarstochter. Und mit vielen anderen. Ich will hören, was und wie andere denken, glauben, leben. Einfach so, von Leutetheologin zu Leutetheologin.
Einfach so, weil Gott ja auch mal Mensch geworden ist und unter den Leuten war.
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