SWR3 Gedanken
Tja, wie nenne ich das jetzt am besten? ‘Trotzverhoffnisierung’ vielleicht?
Aber von vorne: Billal Aloge ist Syrer. Bis vor kurzem hat der Muslim zwei arabische Restaurants in Freiburg betrieben. Weil er seinen Gästen die Vielfalt der Levante-Küche präsentieren wollte, hat er vor einem Jahr auch das Gericht Baba Ganoush mit auf die Speisekarte genommen. Die Auberginencreme Baba Ganoush ist vor allem aus der israelischen Küche bekannt. Und kaum stand das Gericht auf der Speisekarte, haben Billal Aloge, seine Mitarbeitenden und seine Familie einen Shitstorm erlebt. Die bisherigen Gäste haben sie beschimpft und bedroht. Und sie haben dafür gesorgt, dass seine beiden Restaurants plötzlich leer blieben. Billal Aloge war bestürzt über so viel Hass nur wegen einer israelischen Auberginencreme. Und er hat versucht, sich vorzustellen, was Juden in diesen Zeiten alles auszuhalten haben. Gleichzeitig sind die Restauranttische nicht lange leer geblieben. Nach kurzer Zeit hat Alloge andere Leute zum Essen begrüßen können. Menschen, die mit ihrer Mahlzeit bei ihm einen Akzent für Versöhnung in Deutschland setzen wollten. Und natürlich auch Leute aus der jüdischen Community in Freiburg.
Dadurch ermutigt, hat der Syrer einen Entschluss gefasst: Er hat ein israelisches Restaurant in Freiburg eröffnet. Billal nennt sein neu eröffnetes Restaurant Jaffa ein „Zeichen gegen Hass und für Vielfalt und Toleranz“. Und deswegen gibt es jetzt im ‘Jaffa’ nicht nur Baba Ganoush, sondern auch Hummus, Shakshuka, Falafel und viele weitere Köstlichkeiten aus Israel.
Billal Aloge ist die Trotzverhoffnisierung gelungen – und sie schmeckt auch noch gut!
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