SWR3 Gedanken

04MRZ2025
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In den Wald gehen und laut schreien – das ist das beste Gebet. Diesen Tipp habe ich neulich im Instagramkanal einer Kollegin gelesen. Und – ja, manchmal ist laut schreien vielleicht wirklich passender als sorgsam überlegte Sätze in andächtiger Stille. Oft genug fehlen mir sowieso die Worte für all die Gewalt, die von uns Menschen ausgeht. Es gibt so vieles, das ich kaum aushalte in dieser Welt. Darum hab ich das mit dem Gebet und dem Schreien im Wald einfach mal ausprobiert. Und dann?

Dann habe ich erlebt, welche Kraft da in mir steckt. Wie viel Volumen meine Lunge hat. Wie weit meine Stimme reicht. Da geht doch noch mehr als nur im Wald zu schreien. Wenn ich so viel Kraft zur Verfügung habe, dann könnte ich die ja auch anders einsetzen. Indem ich den Mund aufmache, wenn nächstes Mal jemand neben mir beleidigt wird. Indem ich mit anderen laut werde, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden. In den Wald gehen kann ich dann immer noch zum Aufatmen. Und um zu spüren, dass Gott mir Kraft gibt, nicht nur zum Schreien, sondern auch zum Handeln.

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