SWR4 Abendgedanken

27FEB2025
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Meine zwei Kinder verbringen ein ganzes Wochenende bei ihren Großeltern. Eine absolute Besonderheit, auf die sie sich schon seit Wochen freuen. Als sie zurückkommen, sagt meine Tochter: „Das ist einfach wie zu Hause, nur cooler.“

Ich muss schmunzeln – na klar, ist es dort cooler: Das ganze Wochenende im Schlafanzug verbringen, Schach spielen, ganz viel Vorlesezeit, ins Kino gehen und immer nur das Lieblingsessen schnabulieren. Ein Kindertraum wird wahr.

Aber was mich dabei so ungemein rührt: Dass es bei Oma und Opa wie ein zu Hause für sie ist. Sie dürfen dort weinen, lachen, diskutieren. Dürfen alle Fragen stellen. Müssen sich nicht verbiegen. Alles ist für sie ganz selbstverständlich und vertraut. Meine Töchter können sein wie sie sind und fühlen sich dabei sicher und bedingungslos angenommen.  Was für ein Luxus: Neben unserem zu Hause noch ein weiteres Nest zu haben, in dem sie geliebt werden und wissen: Hier ist immer Platz für uns, egal was ist.

So ein Ort ist auch für mich wichtig. Denn ich kenne das nur zu gut: Dass ich mich nach einem Platz sehne, der für mich gedacht ist, wo ich sein kann, so wie ich bin. Und diese Sehnsucht nach Heimat hat für mich persönlich eine tiefe religiöse Bedeutung. Jesus verspricht seinen Jüngern kurz vor seinem Tod: Bei Gott, bei meinem Vater, gibt es genug Platz im Haus, für euch alle. Ich werde sogar für jeden von euch einen festen Platz vorbereiten.[1]

Darauf verlasse ich mich: Für mich ist gesorgt. Jesus verspricht mir, dass ich einen festen Platz bei ihm habe. Und wenn ich an diesen Platz denke, dann wird mir warm ums Herz. Dann denke ich an einen Ort, wo ich nicht doof angeschaut werde, weil ich mal laut oder mal zu leise bin. Sondern aufgehe, wie in ein einer ganz großen Umarmung, die gar nicht mehr aufhört, und die dabei nie unangenehm wird. Einen Platz, an dem meine ganze Person, mit ihren schönen und speziellen Seiten, ankommt – und Heimat findet.

Dieser Glaube trägt mich, vor allem dann, wenn ich mich mal nicht wohl oder beheimatet fühle. Das ist mir wichtig und gibt mir Halt. Und deshalb bin ich dankbar, dass meine Töchter ihre Großeltern haben. Und dort bereits jetzt, ganz tief in ihnen drin, so eine Ahnung davon bekommen, was Jesus meint, wenn er sagt: Ich habe einen Platz für dich.

 

[1] Frei nach Joh 14,2

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41651
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