Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Ich liebe Waldorf und Statler. Die beiden, die bei der Muppets Show in der Loge an der Seite sitzen und an keinem, der auf dieser Muppet-Show-Bühne auftritt, ein gutes Haar lassen. Mal fallen Sie Kermit, dem Frosch ins Wort, mal Miss Piggy. Und am Ende der Show sagt der eine zum andern: „Tja, dann will ich mal zum Zahnarzt gehen.“ Und Waldorf fragt nach: „Was, jetzt?“ „Klar! Nach der Show kann nichts mehr weh tun.“
Noch zig Beispiele gibt’s für solche Paare, die vor allem im Dialog und in ihrer Unterschiedlichkeit witzig sind: Ernie und Bert, Tom und Jerry, Dick und Doof, Bud Spencer und Terence Hill. Und Piggeldy und Frederik beim Sandmännchen. Die beiden sind echte Philosophen. Sie sind Schweine-Geschwister und immer geht die Geschichte damit los, dass Piggeldy eine Frage hat. Er will zum Beispiel wissen, was eine Badewanne ist oder ein Gewitter. Oder auch, was Angst ist. Oder Liebe. Und Frederick antwortet immer als Erstes: „Nichts leichter als das, komm mal mit.“ Und am Ende ist nicht nur die Frage beantwortet, sondern das Leben erklärt.
Das Leben ist offenbar darauf aus, mit anderen geteilt zu werden. Und dass uns andere Menschen mitunter herausfordern, das bestätigt das eher. Das Leben zu teilen, liegt in unserer Natur.
Martin Buber, jüdischer Philosoph, beschreibt eindrücklich: Ein Mensch nimmt sich selbst überhaupt erst wahr, wenn er oder sie mit anderen Menschen zu tun hat. Mehr noch: Jeder Mensch entwickelt seine oder ihre Identität erst in der Begegnung mit anderen. Und ist das nicht ein schöner Gedanke: Ich erfahre mich selbst zuerst darin, dass ich geliebt werde, nicht dass ich selbst liebe.
Am Freitag ist Valentinstag und ich werde an die Menschen vielleicht mal ein paar Rosen verteilen, die mir wie Frederick auf jede Frage antworten: Nichts leichter als das. Und auch für diejenigen, denen ich dieses Gegenüber sein darf.
Und Rosen für die Waldorfs und Statlers im Leben, die alles besser wissen und es aber so sagen, dass ich lachen kann. Denn es mag ja stimmen: Ohne sie alle wäre ich nicht, die ich bin.
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