Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15FEB2025
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Auf einem internationalen Seminar wurden wir aufgefordert, Kleingruppen zu bilden. Ich war in Gruppe 3. Damit sich alle Gruppenmitglieder finden, sollten wir 3 Finger hochstrecken. Als wir dann dicht beieinanderstanden, musste ich so lachen: Wir alle haben das ganz unterschiedlich gemacht, und zwar so, wie wir es von klein auf gelernt hatten. Der eine hat den Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger gehoben. Die andere, den Mittelfinger, Ringfinger und den kleinen Finger und ich, typisch deutsch, habe Daumen, Zeigefinger und den Mittelfinger genommen. Schnell haben wir ein Erinnerungsfoto von unseren ausgestreckten Fingern gemacht.

Im Gespräch ging's um das heikle Thema Geld. Bei allen Unterschieden haben wir auch viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Der Kollege hat erzählt, wie sparsam seine Eltern waren, weil nie viel Geld da war. Ich konnte mich gleich mit der schwäbischen Sparsamkeit meiner Mutter anschließen. Nie hat sie eine Brotscheibe weggeschmissen und wenn sie noch so trocken geworden war.

Dann haben wir uns darüber ausgetauscht, wer für was wieviel Geld ausgibt. Und wieviel Prozent unseres Einkommens wir spenden. Das war schon besonders, denn normalerweise spricht man da ja eher nicht drüber. Allen war wichtig, vor großen Kaufentscheidungen nachzudenken.

Die Kollegin meinte, dass sie jedes Mal, bevor sie etwas kauft, ein Gebet spricht. Und dass sie größere Dinge erst am nächsten Tag kauft, wenn sie den Eindruck gewonnen hat, dass das wirklich eine gute Entscheidung ist.

Ich schaue mir gerne das Foto mit den Fingern an und denke dran, wie offen wir miteinander waren. Das gelingt ja nicht immer. Seitdem ist die heilige Zahl 3 für mich noch spezieller geworden. Sie steht für mich nicht mehr nur für Gott - für Vater, Sohn und Heiligen Geist. Jetzt denke ich außerdem noch an dieses besondere Gespräch. Wie wir uns erzählt haben, was unser Glaube mit unserem Alltag zu tun hat. Jesus hat mal gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ In dem Moment habe ich es spüren können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41562
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