Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Auf einer kleinen Wanderung in Kirchwald begegnete mir Max mit seiner Familie.
Er ist vier und wir freuten uns, uns zu treffen. Ich trage mehr Schmuck als seine Mama, das interessiert ihn. Am Finger meiner linken Hand glitzerte es türkis. Er gab mir zu verstehen, dass er das schön findet, also zeigte ich ihm auch an der anderen Hand einen Ring mit einem leuchtenden Stein.
Woher er weiß, dass manche Frauen Ohrringe tragen, keine Ahnung. Aber er prüfte meine Ohren und fand da auch Glitzerdinger, die ihm gefielen. Ein kleiner Fachmann.
Es war sonnig, aber kalt, und er trug Stulpen, aus denen die Fingerspitzen rausschauten. Die Finger seien kalt, er brauche richtige Handschuhe, meinte er. Ich zeigte ihm, dass ich mit der Faust in meine Stulpen reinpasse und dass so die Finger warm bleiben auch ohne Handschuhe. Er probierte es aus und war erfolgreich.
Die Mutter verfolgte leicht amüsiert unsere Fachgespräche. Das muss ja eine große Freude sein, wenn der kleine Wicht, den man gefühlt noch gestern auf dem Arm herumgetragen hat, jetzt ernsthafte Gespräche mit Erwachsenen führt.
Ein guter Trick von Gott, der es so eingerichtet hat, dass Menschen, Tiere und Pflanzen klein anfangen. Und dass speziell wir Menschen vielleicht ein besonderes Gen oder sowas in uns haben, das uns das Kleine lieben lässt.
Ein kleines Blümchen, einen Welpen, ein kleines Kind, da lächeln wir und empfinden Sympathie – jedenfalls die meisten.
Ich finde, Gott war ziemlich pfiffig, als er die Welt ins Rollen brachte.
Er kam ja auch selber als Baby in die Welt – und die Weisen aus dem Morgenland gingen nicht zum mächtigen König Herodes, sondern zu diesem kleinen Kind.
Ich glaube, wir tun gut daran, nicht auf das Große oder die Großen zu starren, sondern das Kleine zu schützen und zu lieben.
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