SWR4 Abendgedanken

07FEB2025
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Ich bin immer gerne vorbereitet und habe deshalb für alles Mögliche eine Tasche gepackt. Für den Sport habe ich eine Tasche mit einem Handtuch drin und den Turnschuhen und einer Trinkflasche. Für die Chorprobe habe ich eine Tasche mit Noten und mit Bleistift und Marker, um mir in den Noten anzustreichen, was ich beim Singen beachten muss. Es ist praktisch, wenn ich mir bei einem Termin nicht erst noch alles zusammensuchen muss. Das Handtuch zum Sport würde ich vermutlich regelmäßig vergessen, wenn ich die Tasche jedes Mal kurz vorm Losgehen erst neu packen würde. Und was wäre das für eine Zeitverschwendung, wenn ich zu jeder Chorprobe immer erst noch die Noten zusammensuchen müsste! So bin ich fast ein bisschen stolz auf meine zeitsparende Systematik. Und versuche das auch sonst im Alltag so zu handhaben. Aber ich weiß schon, dass man meine fertig gepackten Taschen auch verstehen kann als ein Zeichen von Ängstlichkeit. Bloß nicht unvorbereitet sein! Und ja nicht die Kontrolle verlieren.

Ja, ich fürchte, je älter ich werde, umso ängstlicher werde ich und umso schwerer fällt es mir, einfach mal loszulassen, mich in etwas Neues zu stürzen und einfach zu vertrauen.

Als Jesus seine Jünger aussendet, um zu predigen und Kranke zu heilen, trägt er ihnen auf, nichts Überflüssiges mitzunehmen. Kein Geld, keine Vorräte. Die Aufgabe, die sie erfüllen sollen, ist wichtig. Und dafür müssen sie offen sein. Deshalb keine Planung, keine gepackte Tasche und keine Kontrolle über das, was kommt. Die Jünger sollen stattdessen ganz auf Gott vertrauen. Ich finde es mutig von den Jüngern, dass sie sich darauf einlassen konnten.

Vielleicht war es vor 2000 Jahren noch selbstverständlich, irgendwo unterzukommen und etwas zu essen zu bekommen. Vielleicht aber auch nicht. Aber damals wie heute ist es so, dass man sich nicht auf alles im Leben perfekt vorbereiten kann.

Als Jüngerin würde ich mit meinen gepackten Taschen bei Jesus vermutlich einiges Kopfschütteln auslösen. Und ich käme sehr in Erklärungsnot, wenn ich rechtfertigen müsste, weshalb es mir nicht so leicht fällt, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen.

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