SWR4 Abendgedanken
„Lass es gelingen, Gott!“ Das ist das Stoßgebet des fünfzehnjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy. Der war ein deutscher Komponist und lebte am Anfang des 19. Jahrhunderts. Von ihm stammt der berühmte Hochzeitsmarsch, der gerne bei Hochzeiten erklingt. Bei leidenschaftlicher Chorsängerin wie mir auch sehr bekannt: sein Oratorium Elias. Er war noch sehr jung, als er als Komponist schon erste große Erfolge hatte. Was mich sehr beeindruckt: Als er als 15-jähriger eine Symphonie komponiert hat, hat er oben auf das Notenblatt die Abkürzung L.e.g.G. geschrieben. Das bedeutet: „Lass es gelingen, Gott“.
Eigentlich ist das gar keine Widmung, sondern ein Gebet. Dem jungen Komponisten mag es durch den Kopf gegangen sein, dass er selbst es nicht wirklich bestimmen kann, was aus seiner Komposition wird. Ob sie gut klingt; ob die Zuhörer sie mögen; ob seine Lehrer sie akzeptieren. Vor allem aber: ob sein Werk der Ehre Gottes dient. Mendelssohns großes Vorbild war nämlich Johann Sebastian Bach. Und der hat seine Musik vor allem zu Gottes Ehre geschrieben.
Soli deo Gloria – allein Gott die Ehre. Das hat Bach immer auf seine Notenblätter geschrieben. Mendelssohn hat seinem großen Vorbild nachgeeifert. Und hat gleichzeitig seinen Erfolg noch deutlicher in die Hände Gottes gelegt: „Lass es gelingen, Gott.“
Manches kann man als Komponist gewiss lernen und trainieren. Manches ist aber auch vom Zeitgeist abhängig und von vielem anderen, was man nicht beeinflussen kann. Mich beeindruckt, dass das Felix Mendelssohn Bartholdy offenbar schon mit fünfzehn Jahren bewusst gewesen ist und dass er sich deswegen Gott anvertraut hat.
Später hat Mendelssohn seine Widmung geändert und hat auf seine Kompositionen die drei Buchstaben „H.d.m.“ geschrieben.
Hdm – Hilf du mir. Anscheinend ist seine Beziehung zu Gott immer persönlicher geworden. Felix Mendelssohn Bartholdy war als Künstler sehr begabt und sehr erfolgreich. Aber er hat das offenbar nicht einfach sich selbst zugeschrieben, seinem Fleiß oder seinem Können, sondern auch Gottes Hilfe. Komponieren wollte er zu Ehren Gottes.
Ich finde, diese Haltung spürt man, wenn man seine Musik hört.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41526