Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP
Das Glück sitzt im Kopf. Neurologen messen beim echten, herzhaften Lachen eine verstärkte elektrische Aktivität bestimmter Hirnregionen. Glück – das wunderbarste aller Gefühle suchen Biochemiker in engen Nervenspalten, Molekularbiologen untersuchen Chromosomen, um die Glücksgene zu fangen. Aber so richtig zu packen bekommen hat noch keiner das Glück. Man kann es sich borgen durch alle möglichen Drogen. Aber jeder weiß: das Erwachen daraus ist sehr, sehr traurig. Die Chemie hat den Neurotransmitter Serotonin als wichtigen Glücksboten ausgemacht. Je mehr Serotonin, desto glücklicher fühlt sich der Mensch. Im Alter wird weniger davon produziert. Ob deshalb ältere Menschen tendenziell unglücklicher sind? Seltsam – geborenen Frohnaturen scheint das überhaupt nichts auszumachen. Da muss wohl noch viel mehr dazu gehören, als das, was mit den Händen zu greifen oder mit dem Mikroskop zu sehen ist. Der indische Jesuitenpater und Autor Anthony de Mello sagt sogar, es gehöre nichts dazu sondern eher etwas weg, um glücklich zu sein. „Warum sind Sie nicht genau jetzt glücklich“, fragt er. „Weil sie sich auf etwas konzentrieren, was sie nicht haben. Doch genau jetzt haben sie alles, was sie brauchen, um glücklich zu sein. Sie brauchen nichts zusätzliches, im Gegenteil: Sie müssen etwas verlieren.“ Mich nicht mehr von so viel abhängig zu machen. Aus meinen Gedankenmustern und Verhaltensweisen auszubrechen. Und meine Vorurteile und Klischees zu hinterfragen.. „Wach werden“ nennt er diesen Vorgang, „wach werden und das Licht sehen, das wir für uns selbst und für die anderen sind, und zu erkennen, dass wir besser sind, als wir meinen.“ Ob’s stimmt oder nicht, man muss es wohl ausprobieren. Aber es ist schon ein Glück, das mir das endlich mal jemand sagt.
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