SWR1 3vor8
Mose ist ein Prophet. Aber das war er nicht von Anfang an. Wie er das wurde, davon erzählt uns die Bibel. Mose lebt zu der Zeit, in der die Israeliten in Ägypten versklavt sind. Er erträgt das Leid seiner Landsleute nicht und erschlägt vor Wut darüber einen ägyptischen Sklavenaufseher. Und daraufhin muss er fliehen – muss weg aus Ägypten und flieht in die Wüste. Dort hütet er Ziegen und Schafe, zieht durch sandige und staubige Landschaften im Nirgendwo. Und hat dabei das Gefühl, dass auch er versandet; dass er nicht mehr weiß, in welche Richtung es gehen soll für ihn und sein Leben. Aber genau dort irgendwo im Nirgendwo hat Mose eine beeindruckende Begegnung. Ja, es ist wohl die Begegnung seines Lebens, erzählt die Bibel:
Mose ist allein unterwegs in der Steppe. Da sieht er, wie ein Dornbusch lichterloh in Flammen steht - und trotzdem nicht verbrennt. Mose will da näher dran. Aber Gott hält ihn zurück: „Zieh erst mal Deine Schuhe aus.“, befiehlt er: „Du betrittst hier heiligen Boden, meinen Bereich.“
Mose begegnet also Gott selbst - aber warum er deshalb seine Schuhe ausziehen muss, das leuchtet mir nicht sofort ein. Andererseits - ich würde ja auch nicht mit meinen schmutzigen Gartenschuhen zu einer wichtigen Verabredung gehen. Oder in die Kirche zum Gottesdienst. Eine wichtige Begegnung verdient es, dass ich nicht den Staub und den Schmutz von dem, was hinter mir liegt, an den Füßen mitschleppe.
So ist es auch bei Mose: In dem Moment, in dem Mose Gott begegnet, verlässt er seinen bisherigen Alltag. Und was er bei diesem Zusammentreffen erlebt, das richtet sein Leben völlig neu aus. Gott gibt ihm eine Richtung: Im Namen Gottes soll er zum Propheten werden, zum Anführer für sein Volk. Er soll die Israeliten aus Knechtschaft und Unterdrückung in Ägypten befreien. Das ist die neue Richtung für sein Leben. Sein neuer Alltag, dem er „begegnet“ bei der Begegnung seines Lebens.
Und für diesen neuen Alltag muss Mose seine Schuhe auch wieder anziehen. Er braucht gutes Schuhwerk. Denn auch die neuen Wege werden staubige Wege sein. Aber er weiß jetzt, dass es Gott ist, der ihn auf diese Wege geschickt hat. Die Wege werden deshalb nicht leichter, aber sie bekommen Sinn und Ziel. Und auf ihnen liegt Gottes Versprechen: „Ich bin bei dir. Zieh deine Schuhe an und geh los!“
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