SWR3 Gedanken
„Voll cool, das hat echt Spaß gemacht!“, sagt ein Konfirmand. Er hat die letzten drei Stunden Obdachlose, Suchtkranke, Menschen mit Behinderung, Rentnerinnen und Geflüchtete bedient. Hier in der Vesperkirche in Mannheim. Seine Augen leuchten immer noch: „Das macht richtig Sinn! Darf ich morgen nochmal helfen kommen?“ Und das, obwohl man meinen könnte, das überfordert einen jungen Menschen vielleicht: Geschichten von Menschen, deren Leben nicht gerade gelaufen ist. Jüngere Leute, die die Schule abgebrochen haben. Einer hat ihm vom prügelnden Vater erzählt. Ein Mann hatte einen guten Job, aber einen Schlaganfall. Jetzt sitzt er im Rollstuhl, arbeiten kann er nicht mehr, sein Gehirn funktioniert nicht wie vorher.
So viele Leben, so viel Not. Die Konfis dürfen die Gäste in der Vesperkirche verwöhnen. Fünf Stück Zucker in den Kaffee und ein Berliner. „Ja, das macht auch Sinn!“, sagt der Konfirmand. Dass es Sinn macht, was einer tut, erleben Jugendliche und Kinder in unserer Gesellschaft selten. Kinderwelten und Erwachsenenwelten sind so voneinander getrennt, dass viele Kinder und Jugendliche immer nur für sich selbst, bestenfalls für ihre Mannschaft beim Sport oder für die Klassengemeinschaft Verantwortung übernehmen.
Eine Lehrerin, die mit ihren Klassen immer zum Helfen kommt, meint: „Hier sind meine Schüler:innen ganz anders als in der Schule. Höflich, freundlich, überhaupt nicht aggressiv." Es ist für die Seele gut und den Verstand, etwas zu tun, was Sinn macht. Ich meine, es braucht viel mehr Gelegenheiten, bei denen nicht nur Kinder und Jugendliche etwas tun, was richtig Sinn macht.
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