SWR3 Gedanken
Ein Mann kommt in unsere Kirche. Er sucht eine Zuflucht, muss erzählen. Seine Nase ist verschwollen, die Jacke blutverschmiert, das Auge blau unterlaufen. Ich setze mich zu ihm, frage was passiert ist. Er kommt gerade aus dem Krankenhaus. Die Nase ist gebrochen. Er schläft derzeit draußen auf der Straße. Ab und zu kann er zu seiner Schwester, da hat er Klamotten. Er ist immer noch aufgeregt.
In der Nacht ist er angegriffen worden, einfach weil er draußen war. Vielleicht, weil er zu viel getrunken hatte. Die waren viele, mindestens fünf oder mehr, so alt wie er vielleicht, also Mitte 40, knapp 50 Jahre alt. Immer noch verstört erzählt er: „Ich weiß nicht, warum die auf mich los sind. Aber ich hatte Glück, da war ein Mann, ein schwarzer Mann, ein Afrikaner verstehen Sie, der hat sich einfach auf mich gelegt. Er war riesig, er hat geflüstert ich soll ruhig sein. Er hat mich mit seinem Körper geschützt. Verstehen Sie? Der hat mich gerettet. Wie Jesus, der hat sein Leben riskiert. Die hätten ihn ja auch totschlagen können. Aber er ist bei mir geblieben, bis die anderen weg waren, dann hat er einen Krankenwagen gerufen“. „Ja, das war einer wie Jesus,“ sage ich.
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