SWR Kultur Wort zum Tag
„Zerreiß deine Pläne! Sei klug und halte dich an Wunder!“, notiert die jüdische Lyrikerin Mascha Kaléko. „Sie sind lang schon verzeichnet im großen Plan. Jage die Ängste fort und die Angst vor den Ängsten!“
Vor fünfzig Jahren ist Mascha Kaléko in Zürich gestorben. In ihrem bewegten Leben hat sie viele Pläne gemacht. Freiwillig und unfreiwillig. Viele Pläne, die sie gefasst hatte, gingen nicht auf. Weil es für sie als Jüdin in Deutschland ganz anders gekommen ist. Unvorhersehbar, bitter.
Ihre Worte regen mich anzufragen: wie ist das mit den Plänen in meinem Leben? Ob es einen großen Plan gibt? Ich meine nicht so einen Plan, den ich mir selbst mache. Oder den man am Reißbrett erstellen kann. Nach dem Motto: bis dann und dann will ich das erreicht haben, bis dann das Nächste, und so weiter.
Eigentlich mache ich gerne Pläne. Aber ich kenne auch das Problem damit. Wenn plötzlich alles durcheinanderkommt. Es läuft anders als geplant! Eine Krankheit. Eine Beziehung, die zerbricht. Die Verhältnisse ändern sich.
Dann muss ich beweglich sein. Mich von meinem Plan lösen und umplanen können. Manchmal hilft es mir dann zu wissen, dass in der Bibel noch von einem ganz anderen Plan die Rede ist. Einem Plan, in den mein Leben von Anfang bis Ende eingebettet ist. Den ich vielleicht nur ahne. Manchmal. Oder vielleicht im Rückblick. Am Ende meines Lebens.
In einem Psalm heißt es: „Deine Augen, Gott, sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, und von denen keiner da war.“
Darauf vertrauen können! Und hoffen können, dass ich aufgehoben bin im großen Plan Gottes. In seinen guten Händen. Das schenkt, finde ich, Bewegungsfreiheit. Auch im Hinblick auf meine eigenen Pläne. Weil ich weiß, jenseits davon gibt es jemanden, der mich sieht und auf mich Acht gibt.
Vielleicht ist es das, was Mascha Kaléko sagen will. Dass meine Pläne nicht das Letzte sind, auf das ich mich verlassen muss. Sondern, dass sie aufgehoben sind im großen Plan Gottes. „Zerreiß deine Pläne. Sei klug und halte dich an Wunder.“
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