SWR3 Gedanken
Viele Menschen sind unzufrieden. Das spüre ich in den letzten Monaten immer mehr.
Und das nicht ohne Grund: Viele Jobs werden schlecht bezahlt; den Unternehmen fehlen Fachkräfte. In Großstädten sind die Mietpreise so hoch, dass Familien sich das nicht mehr leisten können...so vieles liegt im Argen. Ich verstehe die, die frustriert und wütend sind. Die verzweifelt nach Lösungen für ihre Probleme suchen.
Hey, und auch ich bin unzufrieden – denn ich lebe im Jahr 2025 in einer Gesellschaft, in der es plötzlich salonfähig geworden ist, bestimmte Menschen für unsere Probleme verantwortlich zu machen, weil sie eine andere Herkunft, Religion oder sozialen Stand haben. Menschen hassen und aus dem Land rauswerfen – das ist doch kein Lösungsvorschlag.
Dass sowas ernsthaft besprochen wird, hätte ich als Jugendliche nicht gedacht. Damals in der Schule, als ich von unserem Geschichtslehrer erfahre, wie menschenfeindlich und grausam das rechte Nazisystem ist; oder als mein Großvater erzählt, wie furchtbar der Krieg für ihn als Soldat gewesen ist; und wie dieses kranke System Menschen kaputt gemacht hat.
Ich habe schnell gelernt: Die Demokratie ist der „goldene Schatz“ unserer Gesellschaft. Denn Demokratie bedeutet, dass alle mitbestimmen dürfen, dass alle frei und gleich sind. Nur eine demokratische Politik fragt wirklich: Was braucht es, damit wir alle gut und gerecht zusammenleben können? Was braucht es, damit wir zufrieden werden?
Und jetzt, zwanzig Jahre später, merke ich: Dieser goldene Schatz, die Demokratie, ist kein Selbstläufer. Wir müssen den Schatz wahren und verteidigen, beschützen vor denen, die Menschen hassen, weil sie anders sind; die Sündenböcke für ihre Probleme suchen und hetzen. Und das mache ich auch am 23. Februar – wenn ich meine Stimme bei der Bundestagswahl für Demokratie abgebe. Damit alle – auch die Schwachen, die Fremden bei uns, - eine Chance haben, zufrieden zu sein.
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