SWR3 Gedanken

29JAN2025
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Auf einer Geburtstagsparty spricht mich Lilo von der Seite an: „Katharina, du glaubst doch an Gott, oder?“ Für mich der Startschuss eines Partyklassikers: Ich – in meinem Alltagskosmos eine vom Aussterben bedrohte Spezies – nämlich bekennende Christin – werde nun „befragt“.

Aber diesmal läuft das Gespräch anders – und es erwischt mich mit voller Breitseite. Denn Lilo fragt mich: „Hast du eigentlich trotzdem Angst? Auch wenn du so richtig an Gott glaubst?“

Ich muss erst mal laut loslachen – natürlich habe ich Angst, auch als Christin. Und dabei merke ich schnell: Lilo irritiert mein Lachen. Denn sie meint die Frage ernst. Sie erzählt mir von ihrer Angststörung. Von jahrelangen Panikattacken. Von ihrer ganz persönlichen Leidensgeschichte mit der Angst. Sie packt aus. Und das tue ich auch. Denn auch ich habe meine ganz persönliche Geschichte mit der Angst. Wir tauschen uns aus und sind uns einig: Angst hat erst einmal nichts mit glauben oder nicht glauben zu tun, sondern ist einfach nur menschlich. Und anstrengend.

Lilo sagt, sie ist Atheistin und hat sich lange Zeit gefragt, ob es anders wäre, wenn sie an Gott glauben würde. Ob es ihr dann besser gehen würde.

Sie will deshalb genauer wissen: Wer ist Gott für mich, wenn ich Angst habe.  Und ich antworte, so gut ich kann:

Ich kann zu Gott sprechen wie zu einem Freund. Er macht mir Hoffnung, dass es irgendwie irgendwann besser wird. Aber genauso gibt es Phasen, da bin ich mir gar nicht so sicher, ob er da ist, wenn es mir schlecht geht. Da habe ich das Gefühl, mein Glaube ist eine leere Blase, die gleich zerplatzt. Aber in allen Phasen bleibt mir das Gebet. Das nochmal ganz anders für mich ist als das Gespräch mit anderen Menschen.
Ob Angsthaben anders ist mit Gott – das weiß ich nicht – ich kenne es ja nicht anders. Aber ich würde nie darauf verzichten wollen – auf mein Gebet – für mich, oder für andere, die auch Angst haben.

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