SWR Kultur Wort zum Tag
Wie fängt man einen Affen? Eine Methode aus den ländlichen Gebieten Indiens funktioniert mit einem ausgehöhlten Flaschenkürbis. Er wird an einen Baum gebunden und hinein kommt ein Stückchen Banane. Der Flaschenhals ist gerade so dick, dass ein Affe mit offener Hand hineingreifen kann. Drinnen greift er nach der Frucht und freut sich. Aber die Faust mit dem Stück Banane drin ist zu dick, um wieder aus dem Flaschenhals rauszukommen. Das Äffchen war zwar so schlau, die Frucht zu erreichen, aber es ist nicht schlau genug, um aus der Falle wieder rauszukommen. Dabei wäre es so einfach: Es müsste nur die Banane wieder loslassen und die offene Hand rausziehen. Das macht es aber nicht, weil es zu gierig ist.
Wir Menschen stammen ja vom Affen ab. Und vielleicht ist deshalb das Problem mit der Affenfalle auch unser Problem. Wir wissen genau, dass dicke Autos schädlich fürs Klima sind. Und trotzdem produzieren und kaufen wir weiterhin welche. Die meisten ahnen zumindest, dass die Kombination Chips, Cola und Sofa alles andere als gesund ist, und trotzdem ist sie so beliebt. Zu viel Sonne, zu viel Qualm, zu viel Sitzen, zu viel Tabletten, zu viel Handyzeit – alles schädlich, aber egal, wir tun´s. Irgendwie stecken wir damit auch in einer Art Affenfalle.
Jetzt haben Forscher folgendes herausgefunden: Affen, die andere dabei beobachtet haben, wie sie verzweifelt mit der Faust im Kürbis feststecken, fallen nicht mehr auf diesen Trick rein. Und es spricht sich sogar unter Affen herum – das heißt, sie kommunizieren diese Gefahr im Rudel.
Also vielleicht doch gut, dass wir vom Affen abstammen. Das heißt nämlich: es gibt auch eine Chance für uns Menschen, aus dieser Habgier-, Gewohnheits-, Ungesund-Falle herauszukommen oder erst gar nicht reinzutappen. Die Lösung heißt: loslassen, bevor mir etwas zum Verhängnis wird. So kann mir die Falle nichts mehr anhaben. Und: anderen davon erzählen – was hiermit getan wäre.
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