SWR Kultur Wort zum Tag
Die Journalistin Julia Friedrichs hat in Deutschland 40 Personen befragt und begleitet, deren Vermögen über 100 Millionen Euro wert ist. Sie hat interessiert: Wie sind sie dazu gekommen? Was bedeutet ihnen Reichtum? Und wie leben sie damit?
Manche verdrängen komplett, woher ihr Reichtum kommt, wollen es gar nicht wahrhaben. Andere gründen Stiftungen oder legen zig Millionen in andere Hände.
„Crazy Rich“ heißt das Buch, das bei diesen Recherchen entstanden ist.
„Crazy Rich“ kann soviel bedeuten wie „verrückt reich“ - aber auch: maßlos Reiche.
Beeindruckende Portraits sind da entstanden. Aus einer Welt, die ist den meisten gänzlich verschlossen und unvorstellbar.
Reichtum versetzt mitunter in eine Welt fernab der Lebenswirklichkeit der Allermeisten. Mir kommt es so vor, als sei Reichsein alles andere als einfach.
Eine Geschichte, die das noch vertieft, steht in den Evangelien:
Da sucht ein reicher Mann das Gespräch mit Jesus.
Seine Frage: Wie kann ich nach Gottes Geboten leben?
Auf Jesus hat er sympathisch gewirkt. Keine Reichenschelte und kein Moralisieren.
Nur eins, meint Jesus, fehle ihm noch: Er soll sein Vermögen den Armen geben.
Und sich so auf ein Leben einlassen, wie es Jesus vorschwebt: radikal offen für Gott und frei von allem Vermögen.
Die ihm versprochene Rendite: Er bekommt dafür einen Schatz im Himmel.
Ein bemerkenswertes aber auch irritierendes Angebot ist das.
Für den Reichen unerschwinglich. Er kann seinen irdischen Reichtum nicht loslassen. Und er wird darüber, so heißt es, sehr traurig.
Jesus zeigt keinerlei Häme. Er empfindet Mitleid.
Und er bemerkt: So schwer können sich Menschen von ihrem Vermögen trennen.
Reichtum ist für viele so erstrebenswert.
Wenn er aber nur Einzelnen dient, erweist er sich für eine Lebensgemeinschaft im Geist Jesu als Belastung.
Alles verschenken oder stiften – das ist gar nicht so einfach.
Und doch geschieht das heute immer wieder. Auch unter Superreichen.
Für mich weht da der Wind des Heiligen Geistes.
Und ich hoffe, der erreicht auch mich – damit sich meine Hände öffnen
und ich in andere Hände legen kann, was ich besitze.
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