SWR Kultur Wort zum Tag
Die Demokratie sei gefährdet. Das lese ich immer wieder und das bekomme ich auch in vielen persönlichen Gesprächen mit. Viele, die um die Demokratie besorgt sind, halten heute den Atem an: Der 47.te Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird heute vereidigt.
Doch wann sind Demokratien eigentlich bedroht?
Was macht Demokratie im Kern aus?
Sind es die Wahlen - wenn Präsidenten oder Parteien vom Volk frei und geheim gewählt werden? Das gehört bestimmt zur Demokratie. Doch Wahlen allein schützen nicht vor Verbrechern an der Macht und verbrecherischen Gesetzen.
Bertold Brecht (1898 – 1956) hat es angesichts der Wahlerfolge der Nationalsozialisten einmal so ausgedrückt: „Die dümmsten Kälber wählen ihre Schlächter selber.“
Trotz möglicher Verblendungen des Wahlvolkes ist mir die Demokratie heilig.
Aus einem Grund: Es ist eine Form der politischen Herrschsaft, in der ohne Waffengewalt etwas verändert werden kann – ohne Blutvergießen.
In der Demokratie wird Macht auf Zeit verliehen und durch Wahlen bestätigt oder wieder entzogen.
Das ist für eine Demokratie wirklich unverzichtbar: den Sieg der anderen Seite anzuerkennen. Und das schließt ein: Verlieren können!
Hier, so habe ich den Eindruck, liegt der Knackpunkt, an der eine Demokratie zerbrechen kann.
Es ist darum ein Segen für den Erhalt einer Demokratie, wenn sich Demokraten ihre Niederlage eingestehen und sie akzeptieren. Auch wenn es schwer fällt.
Was das mit Religion zu tun hat? Erst einmal gar nichts.
Religiös begründete Theokratien haben die Macht des Allerhöchsten schnell auf Diktatoren übertragen. Unbefristet. Das passiert bis heute. Zum Unheil der Menschen.
Doch ich glaube, der entscheidende Punkt zur Bewahrung einer Demokratie ist im Christentum fest verankert:
Jesus, der Sohn Gottes, ist einer, der Macht abgegeben hat.
Er ist diesen Weg konsequent gegangen - bis ans Kreuz auf Golgatha – und hat so Unterlegenen gezeigt: Selig sind, die auch verlieren können!
Sie sind nicht von Gott verlassen.
Im Gegenteil: Gott wird die Erniedrigten erheben!
Wo dieser Geist lebendig ist, kann Demokratie blühen!
Können Frieden und Gerechtigkeit unter Menschen aufblühen...
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41438