SWR1 Begegnungen

Christopher Hoffmann trifft: den britischen Sänger J.P. Cooper.
Und mit dem international erfolgreichen Musiker J.P. Cooper. Ich treffe John Paul Cooper als er auf seiner Welttournee in Köln Station macht. Anschließend reist er mit seiner Band nach Japan, Ozeanien und Südafrika weiter. Er gehört zu den besten zeitgenössischen Soul- und Folkstimmen. Allen voran „September Song“ und die gemeinsame Single mit DJ Jonas Blue - „Perfect Strangers“ - , die machten ihn weltberühmt. Es regnete Gold- und Platinauszeichnungen. Trotzdem erlebe ich den 41-Jährigen sehr bodenständig und zugewandt. Vielleicht auch, weil er schon viel durch hat im Leben. Der Brite wuchs in einem Arbeiterviertel in Manchester auf. Als er elf Monate alt war, starb seine Mutter:
Ich war sehr jung, gerade mal knapp ein Jahr, ein Baby. Und ich konnte logischerweise nicht verstehen, was geschah. Aber natürlich hat das alles meine Familie und meine Kindheit ganz entscheidend verändert. Mein Vater brauchte sehr lange, um seine Trauer zu überwinden. Es kam mir so vor, als sei ich unter einer Wolke geboren. Aber ich hatte Glück in dem Sinne, dass mein Papa uns eine enge Beziehung zu ihr ermöglichte. So hatten wir zum Beispiel an ihrem Geburtstag oder an ihrem Jahrestag zu Hause eine kleine Feier. Und da musste er dann seine Arbeit unterbrechen, sich freinehmen; er hatte ja fünf Kinder, um die er sich kümmern musste. Wir hatten nie viel Geld, aber er sorgte stets dafür, dass es irgendwas Besonderes gab an diesen Tagen.
Bis heute fühlt sich JP Cooper seiner Mutter sehr nah– als Christ glaubt er daran, dass es ihr gut geht, da wo sie jetzt ist. Musik ist für ihn eine Möglichkeit mit ihr zu kommunizieren:
Ich höre ihre Stimme in meiner Musik und ich spreche mit ihr jeden Tag. Und ich denke, Musik öffnet irgendwie den Himmel. Wie auch immer man dazu steht oder es nennen will: Es kommt definitiv von einem anderen Ort. Je älter ich werde, desto dankbarer bin ich, dass ich diesen Segen, dieses Geschenk teilen darf.
Was ihn tröstet, teilt er auch mit seinen Fans, etwa in dem Song „Mommas prayers“, Mamas Gebete. Zusammen mit dem Rapper Stormzy singt er darüber, dass ihre Mütter sie mit ihren Gebeten begleiten:
Meine Mutter ist physisch nicht mehr hier, aber ich glaube, sie beschützt mich „von oben“. Und mein Papa schreibt seit Jahren seine Gebete jeden Morgen auf; und das mache ich jetzt auch. Er hat unzählige Bücher voller Gebete aufgeschrieben. Und ich weiß es gibt sehr viele Menschen, die für mich beten, die mir helfen und mir den Weg zeigen - mehr als es mir vielleicht bewusst ist – daran glaube ich. An Dinge, die du nicht sehen und anfassen kannst, die aber definitiv da sind.
Inzwischen ist J.P. Cooper selbst Vater von zwei Kindern, das dritte ist unterwegs. Seinen katholischen Glauben will er ihnen weitergeben, indem er ihn vorlebt - so wie er das bei seinem Vater erfahren hat:
Und es sind diese Beispiele gelebten Glaubens. Jetzt bin ich auch ein Papa, ich spüre die Verantwortung und ich hoffe, dass ich in dieser Rolle weiterwachse. Vater zu werden hat mir dabei geholfen, ein wenig mehr von Gottes Liebe zu verstehen.
Ich treffe den britischen Musiker J.P. Cooper, der lange Zeit in den Bars von Manchester kellnerte, während er noch auf seinen musikalischen Durchbruch gewartet hat. Und der in seinem Song „Holy water“ auch davon singt, dass wir bei Gott immer wieder eine neue Chance bekommen, dass es darum geht, im Leben immer wieder aufzustehen:
Wir sind alle Menschen, und es gibt einen Unterschied zwischen Fallen und Scheitern. Wir fallen, aber das heißt nicht, dass wir scheitern. Und ich glaube das ist die Botschaft: Wir sollten gnädiger mit uns selber sein.
Wenn ich etwas mache, dann gerne 100-prozentig. Und was meinen Glauben betrifft: Manchmal gehe ich nicht auf dem guten Weg und manchmal, wenn ich Dinge tue, wo ich genau weiß, das sollte ich nicht tun, schäme ich mich, es einzugestehen. Aber dann sollte ich mich erinnern: an die Liebe Gottes. Wir sind Menschen, Gott erwartet nicht, dass wir perfekt sind.
Und deshalb betet er auf Tour auch am liebsten das „serenity prayer“, das Gelassenheitsgebet: „Gott, gib mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Aus seinem Glauben schöpft er Kraft, um dann auch untereinander für mehr Mitgefühl zu werben. Sein Lied „Call my name“ ist eine energiegeladene Hymne gegen Einsamkeit und für mehr echtes Interesse an meinem Nächsten:
Ich denke, es gibt viele einsame Menschen. Wir haben zwar so viele digitale Beziehungen, zum Beispiel auf social media, und oftmals ist es einfach, so zu tun, als ob wir glücklich sind und eine gute Zeit haben. Denn die Leute teilen nur die guten Sachen. Wir haben diese Kultur kreiert, wo wir Menschen nicht runterziehen wollen, die wollen nichts von meinen Problemen wissen. Aber ich habe das Glück, Menschen um mich zu haben, die auch da sind, wenn’s mir schlecht geht. Ja, das ist so wichtig, Menschen zu haben, die für dich da sind. Und der Song „Call my name“ feiert es, dass wir immer für jemanden da sein können!
Und wie blickt der weitgereiste Musiker auf unserer Welt, in Zeiten, in denen viele auf Abgrenzung und das Nationale setzen?
Ich lerne so viele Kulturen kennen und in ihnen allen gibt es so viel Schönheit. Ich glaube an das Gute in der Menschheit. Und ich wünsche mir, dass wir mehr nach der Schönheit im Anderen suchen und uns nicht von Angst und Gier leiten lassen.
Die Musik von J.P. Cooper gehört über Kontinente hinweg für viele Menschen zum Soundtrack ihres Lebens– für den Sänger das größte Kompliment:
Ich liebe Menschen und mich interessieren ihre Lebensgeschichten und wie sie unterwegs sind. Meine Musik hilft ihnen vielleicht über einen Verlust hinweg, sie nehmen sie für einen Heiratsantrag oder ihre Hochzeit. Das ist für mich ein Dienst. Und ein Geschenk!
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