SWR4 Abendgedanken
In unserer Kirchengemeinde finden regelmäßig Seniorentreffen statt. „Seniorentreffen“ klingt etwas verstaubt, aber, was soll ich sagen, mir macht das richtig Freude. Es gibt Ehrenamtliche, die richten den Raum. Da fühlt man sich richtig willkommen. Teller und Tassen stehen auf den Tischen, dazu kommen frische Blumen und Kerzen. Andere bringen selbstgebackene Kuchen mit, die einfach immer lecker schmecken.
Gerade im Winter fällt es manchen unserer Senioren schwer, alleine das Haus zu verlassen. Ein junger Mann aus unserer Gemeinde holt sie dann auch gerne mit dem Auto ab und jeder freut sich, wenn er dann doch dabei ist. Ich wage zu sagen: Bei keiner Veranstaltung geht es so munter zu, wie bei unseren Senioren. Es wird viel miteinander geredet. Vor kurzem ergab sich ein Wiedersehen nach über 60 Jahren. „Ja, sag mal, wir haben doch früher auf dem Dorf zusammen Fußball gespielt!“ Kinder aus dem Kindergarten besuchen uns, sie singen oder tragen ein kleines Stück vor. Das tut Jung und Alt gut. Und auch die Erzieherinnen, für die es ja eine zusätzliche Aufgabe ist, strahlen. Von einem Seniorennachmittag gehe ich, ganz gleich was vorher war, immer gut gelaunt nach Hause.
Ich erinnere mich noch gut, dass meine eigene Großmutter Seniorennachmittage abgelehnt hat. „Was soll ich da? Ich kenne niemanden. Die reden sowieso nur. Das ist nur etwas für alte Leute!“ Heute denke ich: Wie schade, dass meine Oma solch ein Treffen nicht einmal ausprobiert hat. Die Gemeinschaft hätte ihr gut getan und irgendwie, so mein Eindruck, gelingt es, dass sich Menschen treffen, die zusammenpassen und sich für ähnliche Themen interessieren. Und von wegen „alte Leute“ – ich bin immer wieder überrascht, was unsere Senioren auf die Beine stellen! Einige Damen aus diesem Kreis pflegen eine Partnerschaft mit Südafrika und haben einen Besuch des dortigen Kinderchores in unserer Region mit organisiert. Die Kinder wurden bei verschiedenen Familien untergebracht und das Konzert war großartig. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Unsere Senioren und Seniorinnen sind ein Schatz. Ich habe sie gefragt, wie sie das alles organisiert haben. „Na, ich habe mich mal umgehört, wen ich ansprechen kann – und dann läuft das. Wer kann einer Oma schon einen Wunsch abschlagen?“
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