SWR4 Abendgedanken

23JAN2025
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

In einigen Kirchen und Häusern stehen von Weihnachten noch die Krippenfiguren. Maria, Josef und das Jesuskind. Ein paar Hirten, Ochs und Esel. Die drei Weisen aus dem Morgenland, vielleicht noch ein Engel.  Erst wenn an Lichtmess am 2. Februar die Weihnachtszeit offiziell zu Ende ist, werden sie wieder weggeräumt.

Es ist eine schöne Tradition, Krippen über das Weihnachtsfest stehenzulassen. Weihnachten reicht so noch weit ins neue Jahr hinein. Und das ist auch gut so, denn Weihnachten ist mehr als der Heilige Abend und die beiden Feiertage. Weihnachten ist für mich eine Art Lebenshaltung: Gott ist  in einem kleinen Kind zu uns gekommen. Dieses Kind ist ein Licht für die Welt, dessen Kraft in unseren Lebensalltag hineinwirkt. Weihnachten sagt mir, dass Gott mich nicht allein im Dunkeln stehen lässt. An der Krippe begegnen sich Menschen, Tiere und himmlische Wesen. Arme und reiche, einfältige und weise Menschen kommen zusammen. In all ihrer Verschiedenheit verbindet dieses Kind sie. So können sie einander anders begegnen, respektieren und achten. Dieser Gedanke ist mir für meinen Alltag wichtig.  An der Krippe hat jeder Mensch seinen Platz und das gilt nicht nur im Stall von Bethlehem, sondern auch mitten im Leben.

Es braucht den Josef, der treu für die Seinen da ist. Ebenso braucht es den Esel, seine Sturheit, vielleicht auch seine Gemütlichkeit, damit man die Dinge erst einmal durchdenkt, bevor man handelt. Und was wären wir ohne die Bodenständigkeit und Lebenserfahrung der Hirten ohne das Wissen der Weisen aus dem Morgenland? Ohne die Engel würde mir der Blick zum Himmel fehlen und vor allem der Ruf nach Frieden auf Erden.

In diesem Jahr habe ich bei Freunden eine ungewöhnliche Darstellung der Maria in einer Krippe entdeckt. In der Regel kniet Maria ja vor dem Kind. Der Künstler dieser Krippe aber hat Maria als eine selbstbewusste Frau geschaffen, die vor der Krippe steht. Mit einem klaren Blick schaut sie sowohl das Kind als auch mich als ihre Betrachterin an. Sie scheint mir zu sagen: „Hab keine Angst vor der Dunkelheit, hier im Licht ist auch Platz für dich. Nimm es mit in dein Leben!“   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41413
weiterlesen...