Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

17JAN2025
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Einer meiner liebsten Familienfilme, „Findet Nemo“, spielt im Pazifischen Ozean. Die Hauptfiguren sind zwei Clownfische: Der körperlich beeinträchtigte Junge Nemo und sein überbehütender alleinerziehender Vater Marlin.

Nemo geht bei einer Mutprobe im Pazifik verloren – so fängt die Geschichte an. Eine spannende Suche beginnt, auf der Marlin nicht nur den weiten und gefährlichen Weg vom heimischen, sicheren Korallenriff bis in den Hafen von Sydney zurücklegen muss. Der ängstliche Papa muss vor allem auch innerlich immer wieder seine Komfortzone verlassen. Er muss lernen, seine Angst vor dem Unbekannten zu überwinden. Er muss lernen, sich auf Fremde einzulassen. Und er muss lernen, anderen etwas zuzutrauen. Nicht zuletzt seinem Sohn, den er vor dem Leben nicht beschützen kann.

Im Laufe der Geschichte überwindet Marlin seine Ängste – und gewinnt einen ganz neuen Zugang zu seiner Welt, dem weiten Ozean mit all seinen kuriosen Kreaturen. Er entwickelt eine neue Sicht auf das Leben, das zwar voller Gefahren ist, aber auch voller Glück. Und es entsteht eine leichtere Beziehung zu seinem Sohn: Er lernt, ihn zu lieben ohne ihn einzusperren.

Das alles gelingt ihm nur deshalb, weil seine Suche ein Ziel hat, das ihm wichtiger ist als er selbst: Nämlich seinen Sohn wiederzufinden, den er über alles liebt.

Vom Suchen und Finden handelt auch ein Satz aus der Bibel. Da heißt es: „Gott sagt: Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen.“ (Jer 29,13).

Gott von ganzem Herzen suchen, das heißt vielleicht, ihn so zu suchen wie Marlin seinen Nemo sucht. Ich glaube nämlich, dass ich Gott nicht in meiner Komfortzone finde, in der  ich mich so schön und sicher eingerichtet habe. Ich glaube, Gott muss ich draußen suchen, in der Welt, so unbequem sie auch ist. Um Gott zu suchen, muss ich mich auf Fremde einlassen und von ihnen lernen. Um Gott zu suchen, muss ich üben, ihm etwas zuzutrauen.

Und wenn ich Gott dann finde, dann kann ich ihn vielleicht sogar lieben, ohne ihn einzusperren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41397
weiterlesen...