Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Am letzten Schultag müssen die Schüler ihre Bücher abgeben und es ist klug, wenn sie daheim auch gleich ihren Schreibtisch abräumen. Leere Joghurtbecher, abgebrochene Stifte, nicht abgelieferte Elternbriefe und zerfledderte Hefte sind keine gute Grundlage für das neue Schuljahr nach den Ferien. Wer in den Urlaub fährt, räumt normalerweise auch vorher seinen Arbeitsplatz auf. Kaum jemand hat Lust, mit dem Chaos von vor dem Urlaub hinterher wieder anzufangen. Und wenn man umziehen muss, dann ist es erst recht gut, wenn man vorher sortiert und ordnet, was man noch braucht und was schon längst nicht mehr gebraucht wird.
Es ist gut, das abzuschließen, was vorbei ist. Wenn man einfach alles liegen lässt, dann holt einen das Übrig gebliebene irgendwann wieder ein. Und dann kann man immer nur Reste verwalten und aufarbeiten, statt neu anzufangen.
Ich meine, dass das auch für Beziehungen zwischen Menschen gilt. Auch da geht mal was zu Ende.
Bei manchen macht es einem nichts aus und bei anderen tut es sehr weh. Manchmal kann man das nicht aufräumen und in Ordnung bringen, was war. Das würde zu wehtun, vielleicht auch Narben wieder aufbrechen lassen. Aber ich finde: wenigstens abschließen sollte man auch Beziehungen, die zu Ende gehen. Nicht einfach verschwinden oder sich unsichtbar machen, wenn der andere geht, sondern sich ordentlich verabschieden. Damit da nicht etwas offen bleibt und unabgeschlossen, damit man das Vergangene nicht nur loslassen, sondern auch wirklich gut sein lassen kann, muss man sich ausdrücklich verabschieden, meine ich.
Und dann sollte man nicht mehr am Vergangenen herum machen. Nicht mehr aufwühlen, was vorbei ist. Das hilft nicht mehr weiter und es nimmt einem die Kraft für den Neuanfang, wenn da noch etwas offen bleibt, was nicht in Ordnung ist. Deshalb: sich mit guten Worten verabschieden und es gut sein lassen. Das ist so wichtig, wie das Aufräumen, bevor man in die Ferien fährt.
Und was sagt man am Ende, zum Abschied nach womöglich langjährigen Beziehungen – gerade dann, wenn nicht alles aufgeräumt und in Ordnung gebracht werden kann? Vielleicht kann man, gut schwäbisch, Ade sagen.
Ade, das heißt: A Dieu, Gott befohlen. Wir müssen uns trennen und vielleicht ist das ganz gut so, für alle Beteiligten. Vielleicht können wir manches anders und besser machen. Dazu möge Gott uns helfen.
Deshalb A Dieu. Behüt dich Gott.
Ich glaube, nach solchem Abschied fällt einem der Neuanfang leichter. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4139
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