Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

14JAN2025
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Als Urwalddoktor würde ihn heute wohl niemand mehr bezeichnen. Da sind wir im Jahr 2025 sprachsensibel geworden. Tatsache bleibt, dass der Arzt Albert Schweitzer viele Jahre seines Lebens im afrikanischen Gabun verbracht hat, einem Land am Äquator, das von tropischem Regenwald durchzogen ist.

Heute vor 150 Jahren wurde er geboren. Nicht in Afrika, sondern in dem elsässischen Städtchen Kaysersberg. Das hat 1875 zum deutschen Kaiserreich gehört. Der Pfarrerssohn entwickelt sich zu einem Ausnahmetalent mit vielen unterschiedlichen Begabungen. Er studiert Theologie und Philosophie, brilliert aber auch als Orgelspieler und auf dem Gebiet der Kirchenmusik. Als er nach einer erfolgreichen Promotion schon selbst Dozent für Theologie geworden ist, fängt er noch ein weiteres Studium an. Er studiert Medizin. Auch das bringt er mit einer Doktorarbeit zum Abschluss. Und hat endlich alle persönlichen Voraussetzungen, um als Missionsarzt tätig zu werden.

Mit 38 Jahren gründet er mit seiner Frau Helene das erste Krankenhaus in Lambarene, und baut es in den folgenden Jahrzehnten mit Unterbrechungen immer weiter aus und um, so dass es zu einer zentralen Anlaufstelle für die Behandlung von Leprakranken wird. Eine umfassende „Ehrfurcht vor dem Leben“ ist der Schlüsselbegriff, nach dem Albert Schweitzer sein Denken und Handeln ausrichtet. Dieses Leitmotiv steht im krassen Widerspruch zur nationalsozialistischen Ideologie von Volk und Rasse, die inzwischen in Nazideutschland vorherrscht. Trotzdem möchte man sich dort gerne mit dem berühmten Urwalddoktor brüsten. Aber eine von Joseph Goebbels mit deutschem Gruß unterzeichnete Einladung lehnt Albert Schweitzer dankend ab und antwortet „mit zentralafrikanischem Gruß“. Und nach dem Krieg – seine elsässische Heimat gehört inzwischen zu Frankreich - nimmt er die französische Staatsbürgerschaft an.

Was mir an diesem Mann imponiert, ist die für ihn unauflösliche Verbindung von Lehre und Leben. Er ist ein Christ mit Lust am Forschen und mit Leidenschaft für die Menschen und die Schöpfung. Und mit einer großen Begabung für beides. Bestimmt wird es in diesem Jahr seines 150. Geburtstags und seines 60. Todestages auch viel Neues über ihn zu erfahren geben. Ich freu mich drauf!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41378
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