SWR1 Anstöße sonn- und feiertags
Bei uns im Wohnzimmer steht immer noch der Weihnachtsbaum. In der Regel muss er es dort bis zum 2. Februar aushalten. Also noch drei Wochen. Erst an Mariä Lichtmess endet nämlich in den kirchlichen Kalendern endgültig die Weihnachtszeit.
Manchmal nervt mich der Anblick der geschmückten Tanne mit ihrem ganzen Geglitzer. Nach dem überbordenden Dezember hätte ich es gerne wieder etwas nüchterner um mich herum. Immerhin habe ich die letzten Geschenke, die noch unterm Baum lagen, jetzt mal weggeräumt. Eine Tasse mit dem Aufdruck: „Kaffee, weil‘s für Apérol noch zu früh ist.“ Und ein Glas mit dem Schriftzug „Holy Apéroly“.
Zwei Geschenke, über die ich mich gefreut habe. Die Leute, die sie für mich ausgesucht haben, wissen, dass ich gerne zum Einstieg in meinen Feierabend einen Apérol trinke. Und dass der Apérol bei uns im Haus nie ausgeht, weil ich immer darauf achte, dass ein Vorrat da ist. Auch an Sekt, Eiswürfeln und Orangen.
Der Blick in den gut gefüllten Spirituosenschrank hat mich dann allerdings auch ein bisschen nachdenklich gestimmt. Ganz schön viel Hochprozentiges hat sich da angesammelt von Reisen und Märkten und Mitbringsel von hier und da. Dabei haben wir im Advent und an Weihnachten und über den Jahreswechsel auch zu vielen festlichen Anlässen was getrunken.
Aber der Schrank ist voll. Alkohol gehört bei uns in Deutschland zu den gesellschaftsfähigen Drogen. Und während der Pro-Kopf-Verbrauch alkoholischer Getränke weltweit bei fünfeinhalb Litern im Jahr liegt, trinken wir in Deutschland mehr als das Doppelte. Obwohl wir genau wissen: Alkohol ist eine toxische Substanz, die süchtig machen kann, und bei der es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge gibt. Dasselbe gilt für Nikotin. Trotzdem sind Alkohol und Zigaretten in Deutschland legal.
Mit Glas und Tasse in der Hand habe ich jedenfalls kurzerhand beschlossen, in diesem Jahr bei der Aktion „Dry January“ mitzumachen. Und im ersten Monat des Jahres mal auf den Konsum von Alkohol zu verzichten. Trocken durch den Januar. Und nüchtern bleiben. Mindestens solange der Weihnachtsbaum noch steht.
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