SWR Kultur Wort zum Tag
Ist der Glanz der Weihnachtszeit schon wieder verflogen? In der ersten Arbeitswoche nach den Festtagen? Oder gibt es noch etwas, das weiter leuchtet? Mich begleiten weiterhin sehr besondere Lichter der Christnacht. Ich habe sie an Heiligabend gesucht und gefunden.
Ich sollte meine Mutter nicht allein lassen in ihrem Haus. Nicht einmal für ein paar Stunden. Sie ist auf intensive Pflege und menschliche Nähe angewiesen. Sonst bekommt sie panische Angst. Gleichzeitig wollte ich so gerne an Heiligabend zu einem Gottesdienst in meinen Wohnort aufbrechen – dort eine ökumenische Messe mitfeiern. Aber das ist ein weiter Weg über die Autobahn.
Am Vortag sah es noch so aus, als würde nichts draus. Der Kreis der Pflegenden hatte zwar schon ein enges Netz an Einsätzen eingeplant – (noch häufiger als sonst). Aber für die Zwischenzeiten hatte ich einfach niemanden. Dann kam der Tipp: Fragen Sie doch einmal beim Hospizdienst. Das war am späten Nachmittag des 23.ten Dezember! Wer kann da noch spontan Zeit einplanen?
Doch schon bald rief bei mir eine Ehrenamtliche vom Hospizdienst an - ganz aus unserer Nähe. Sie könne nach dem Heiligabend in der Familie bei meiner Mutter sein, bis ich zurück bin. Das war mein großes Weihnachtsgeschenk. Ganz unverhofft.
Auf der Rückfahrt habe ich vom Auto aus bei meiner Mutter angerufen. Ich konnte sogar mit ihr und ihrer Begleiterin ein paar Sätze sprechen. Und hatte das Gefühl: Die Angst meiner Mutter vorm Alleinsein war wie weggeblasen. Und meine Sorgen auch. Bei meiner Rückkehr habe ich meine Mutter entspannt erlebt. Keinerlei Bitterkeit, keinerlei Vorwürfe.
Ich bin so beeindruckt, wie Ehrenamtliche vom Hospizdienst Menschen in Not unterstützen - wie zugewandt, wie einfühlsam. Im Gespräch, beim Vorlesen – oder in der Stille, wortlos. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist!“, heißt es in der Bibel. Schon gar nicht in der Not. Und: Was ihr den Bedürftigen getan habt, das habt ihr mir getan“, hat Jesus einmal gesagt.
Sein Licht leuchtet in allen, die der Seele einen Halt und ein Zuhause geben. Dieses Licht der Weihnacht scheint weit ins neue Jahr hinein.
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