SWR Kultur Lied zum Sonntag
Für Angehörige und Freunde da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen – für viele ist das selbstverständlich. Etwa wenn die Eltern sich nicht mehr allein versorgen können. Oder wenn ein guter Freund schwer krank wird.
Wenn so etwas passiert, dann möchte ich mir Zeit nehmen und anderes zurückstellen, weil es jetzt wichtig ist, da zu sein. Aber wenn die Situation dann viel länger dauert, als ich es mir vorgestellt habe, dann wird es oft schwierig. Mein eigenes Leben mit all seinen Aufgaben und meinen Bedürfnissen geht nämlich auch weiter.
Deswegen hat mich das Lied von Clemens Bittlinger, dass ich heute Morgen für Sie ausgesucht habe, besonders angesprochen.
1) Dass mir der Atem nicht ausgeht,
wenn ich dich still begleiten will,
auf deinem Weg durch schwere Zeiten.
Dass mir der Atem nicht ausgeht,
wenn ich dich still begleiten will,
auf deinem Weg durch schwere Zeiten.
Ref.: Das wünsch ich mir, das wünsch ich dir,
und unser Gott steht uns dabei zur Seite. (1x)
Besonders schwierig finde ich es, für jemanden da zu sein, wenn ich nichts mehr tun kann. Einfach nur still da zu sein, etwa am Bett eines schwer kranken Menschen konfrontiert mich mit meiner eigenen Hilflosigkeit. In solchen Situationen hilft es mir, ganz bewusst meinen Atem wahrzunehmen. Denn jeder Atemzug verbindet mich auch mit dem Menschen neben mir. Ausatmen und einatmen – das ist der Rhythmus des Lebens, an dem wir alle teilhaben. Ich spüre dann, dass wir eingebunden sind in einen viel größeren Kontext. Für mich ist es der Lebensatem Gottes. Wenn ich mich ihm anvertraue, werde ich ruhiger und ich lerne Geduld zu haben – auch mit mir selbst und meiner ohnmächtigen Ungeduld.
Doch es gibt auch die Situationen, wo ich sehr wohl etwas tun kann und tun sollte. Ganz konkret. Nach dem Rechten schauen. Papierkram übernehmen. Jemanden zum Arzt oder zu einem Spaziergang begleiten. Oder etwas Gutes kochen.
In Notsituationen sind viele Menschen hilfsbereit. Das gilt im Kleinen wie im Großen. „Wenn du was brauchst – ich bin für dich da“. Und das ist meistens auch ehrlich gemeint. Aber wenn der Moment der Erschütterung vorbei ist und das normale Leben wieder sein Recht einfordert, schaffe ich es oft nicht mehr, sie einzulösen. Ich möchte daher lernen realistisch einzuschätzen, was ich tun kann und darin verlässlich sein. Denn es hängt nicht alles nur von mir ab.
2) Dass es die Worte nicht verweht,
mit denen ich mein Reden füll,
sobald es gilt, zur Tat zu schreiten.
Dass es die Worte nicht verweht,
mit denen ich mein Reden füll,
sobald es gilt, zur Tat zu schreiten.
Ref.: Das wünsch ich mir, das wünsch ich dir,
und unser Gott steht uns dabei zur Seite. (1x)
Der wiederkehrende Satz im Refrain erinnert mich daran, dass in solchen herausfordernden Situationen Gott an meiner Seite ist: Das hilft mir, herauszufinden, was jetzt dran ist. Wenn ich mich selbst von Gott getragen weiß, kann ich auch für andere da sein. Ob es nun ums Tun geht oder darum, einfach da zu sein Beides gehört für mich zum Glauben.
3) Dass wir uns nicht im Kreise drehn,
sondern erkennen, was Gott will,
und das nicht nur in schweren Zeiten.
Dass wir uns nicht im Kreise drehn,
sondern erkennen, was Gott will,
und das nicht nur in schweren Zeiten.
Ref.: Das wünsch ich mir, das wünsch ich dir,
und unser Gott steht uns dabei zur Seite.
Das wünsch ich mir, das wünsch ich dir,
und unser Gott steht uns dabei zur Seite.
Bei Abdruck und öffentlicher Verwendung muss das Lied bei der VG Musikedition angemeldet werden Text: Clemens Bittlinger Melodie: David Plüss
Komponist:
T+M: Clemens Bittlinger
Musikquellen:
CD „Glaube zieht ein“, Kleine Kantorei des Christlichen Sängerbundes, Verlag Singende Gemeinde, Wuppertal
https://www.kirche-im-swr.de/?m=41365