Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

10JAN2025
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„Es ist dem Menschen beigegeben ein kleines Stück von einem großen Leben, ob Bettler oder hohes Tier, von einer Handvoll Erde sind wir alle hier.“ Mit diesen Versen beginnt Hanns Dieter Hüsch, der Poet unter den deutschen Kabarettisten, eines seiner Gedichte. Der Mensch ist ein Teil von etwas ganz Großem. Hüsch bezieht sich hier auf die Erzählung von der Erschaffung des Menschen in der Bibel.

Da gibt es ja zwei Geschichten. Zum einen die, in der Gott die Welt in sieben Tagen erschafft. Das ist natürlich nur ein Bild, eine Erzählung. Sie macht deutlich, dass die Erde sich entwickelt hat und der Mensch relativ spät in dieser Entwicklung entstanden ist. Und die zweite Geschichte, auf die sich Hüsch hier bezieht, ist die, in der Gott den Menschen aus einem Klumpen Erde formt wie ein Künstler eine Figur schafft. Und zum Schluss haucht Gott diese Figur an, und damit wird der Mensch lebendig. Natürlich ist dies auch wieder nur ein Bild, ein Bild dafür, dass in jedem Menschen der Atem, der Geist Gottes steckt. „Es ist dem Menschen beigegeben ein kleines Stück von einem großen Leben.“ Ich gebe zu, bei einigen Mitmenschen fällt es mir schwer, diesen Funken Göttlichkeit in ihnen zu entdecken. Aber ich weiß, auch bei mir ist dieser Funke oft nicht spürbar. Im nächsten Vers zieht Hüsch eine wichtige Konsequenz aus diesem Schöpfungsglauben: „Ob Bettler oder hohes Tier, von einer Handvoll Erde sind wir alle hier.“ Eindrücklicher kann man den Satz: „Alle Menschen sind gleich, alle haben die gleichen Rechte und Pflichten“ nicht ins Bild setzen. Keiner darf sich über den anderen erheben, auch kein Volk darf sich über ein anderes erheben.

Bald sind Wahlen, der Kampf um unsere Stimmen hat ja bereits begonnen. Ich habe mir vorgenommen dies zu meinem Wahlprüfstein zu machen: Wer sich über den andern erhebt, den andern herabwürdigt und beleidigt, wird meine Stimme nicht bekommen.

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