SWR3 Gedanken

09JAN2025
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"Stellen Sie sich vor meine Enkelin, die ist 10 und möchte Influencerin werden,“ meinte vor kurzem ein älterer Mann aus der Gemeinde zu mir.  Er schüttelte den Kopf.  „Influencerin“ betonte er noch einmal mit angewidertem Gesichtsausdruck und sagte noch „Die Kinder von heute, die wollen nichts Vernünftiges mehr lernen.“

Solche oder ähnliche Aussagen höre ich immer häufiger. Nicht nur Alte machen sich darüber Gedanken, dass der Berufswunsch: Influencer, hoch im Kurs steht, sondern auch die Elterngeneration.

„Haben sie ihre Enkelin denn mal gefragt, was sie als Influencerin beeinflussen möchte?!“ habe ich den Mann gefragt und er hob nur fragend die Schultern.

Die weitverbreitete Meinung ist ja, dass Influencer auf Insta, Tiktok und Youtube ihre Reichweite nur wegen ihres guten Aussehens haben, aber eigentlich nichts können.  
Und: Sie würden nur unnütze Produkte vermarkten und sind zu faul zu arbeiten. Und klar: solche gibt es.

Aber wenn man sich in den Weiten des Internets umschaut, stellt man auch fest: viele Influencer beeinflussen Menschen mit wirklich guten Dingen. Von denen sie einfach viel Ahnung haben. Die meisten haben eben doch etwas „Richtiges“ gelernt und sind Profis in ihrem Gebiet. Menschen teilen ihre Erfahrungen aus allen erdenklichen Bereichen und verhelfen dadurch zu mehr Gesundheit, Kreativität und Umweltbewusstsein. Sie fördern demokratisches Denken und setzen sich gegen Diskriminierung und Rassismus ein.

Ich finde, dass Influencer ein toller Berufswunsch ist. Und deswegen hake ich bei Kindern nach: Auf welchem Gebiet möchtest Du Dich eines Tages richtig gut auskennen und ein Vorbild für andere werden? Meist bekomme ich dann spannende und schlaue Antworten und dann finde ich den Berufswunsch Influencer oft sogar interessanter als die vielen Tierärztinnen und Fußball-Stars, die es in meiner Jugend als Berufswunsch gab.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41355
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