SWR3 Gedanken
Ein Blick in den Himmel kann alles verändern. Es war am 4. Februar 2001 – dem Abend vor meiner ersten schriftlichen Abi-Prüfung – als ich in den Sternenhimmel blickte und plötzlich etwas mit Sicherheit wusste – etwas das mein ganzes Leben verändern würde. Ich wusste: Ich werde Pfarrerin. Es war eine Gewissheit aus heiterem Himmel. Nicht geplant. Nicht durchdacht. Nicht vorherzusehen. Es war ein Abend wie jeder andere in meinem Heimatdorf in Frankreich. Ein Spaziergang mit meinem Hund Waldi. Kalte Finger. Nachdenkliche Stimmung. Sorge vor der morgigen Prüfung und einen Blick nach oben. Einen Blick in die Weite. Einen Blick in die Unendlichkeit. Sternenstaub und Sternefunkeln.
Ich gehöre nicht zu den Sorglosen. Weder als Kind noch als junge Frau gehörte ich zu dieser beneidenswerten Spezies. Ich gehöre zu den Schwarzmalerinnen. Zu den Zukunftsängstlichen.
Es war nie mein Motto: auf in den Kampf – eher ab in die Flucht bzw. Kopf in den Sand oder hin zum Weg des geringsten Wiederstandes. Schule war nie mein Ding gewesen. Nicht weil ich nichts lernen wollte, sondern, weil ich dachte: Ich kann nichts.
Jetzt stand ich kurz vor dem Beginn der Zeit nach der Schule. Ich sah mich sorglos in Hannover bei meiner älteren Schwester wohnen, meine Ausbildung zur Tierarzthelferin absolvierend mit ganz vielen Fellnasen um mich herum, die nur von mir verlangten, dass ich sie liebhabe. Ich hatte mir alles so schön zu Recht gelegt. Den Weg durchdacht. Geplant. In meiner Komfortzone.
Und es kam alles anders. Nur weil ich in die Sterne sah.
In die Sterne schauen, geht nur mit einer bestimmten Haltung: den Kopf aufrecht nach oben gestreckt. Das ist auch meine liebste Gebetshaltung.
Damals hat mich das in Bewegung gesetzt. Ich wurde von Ungeahntem geleitet und konnte so nach den Sternen greifen.
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