Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

25JAN2025
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Eine der schönsten Geschichten in der Bibel ist für mich die mit den Emmausjüngern. Beide Männer mussten miterleben, dass in Jerusalem ihr großes Vorbild für eine neue und bessere Welt gewaltsam am Kreuz gestorben ist. Nun sind sie niedergeschlagen und gehen traurig zurück in ihr Dorf. Dann plötzlich, wie aus dem Nichts, schließt sich ihnen ein Fremder an; erst am Ende stellt sich heraus, dass es der auferstandene Jesus ist, den sie zunächst nicht erkennen. Sie laufen gemeinsam weiter und unterhalten sich über das, was geschehen ist. Sie reden und reden. Und genau das fasziniert mich an dieser Geschichte! Der Held der Geschichte, der sich als Sohn Gottes verstanden hat, lässt sich auf ein offenes Gespräch ein. Er gibt sich nicht sofort zu erkennen, er drängt sich nicht auf, um sie gleich zu überzeugen. Nichts davon! Stattdessen ein offenes Gespräch. Der Fremde ist geduldig, er tröstet sie.

Immer wenn ich Menschen begegne, die ihre Religion wie eine Waffe einsetzen, um andere Menschen zu bekehren, muss ich an diese Geschichte denken. Denn die Geschichte sieht den Weg zum Glauben als ein Gespräch unter Freunden. Der Fremde begegnet auf Augenhöhe, menschlich, nahbar, fühlbar. Für mich ist mein Glaube noch immer ein solcher Weg, auf dem ich begleitet werde mit allen meinen Fragen und Zweifeln.

Am Ende der Geschichte mit den Emmausjüngern bitten sie den Fremden, bei ihnen zu bleiben, weil es Abend wird. Erst danach kommt er mit ihnen ins Haus. Gott drängt sich nicht auf, das sagt mir diese Geschichte. Er sucht unsere Augenhöhe und das fasziniert mich so sehr an dieser Geschichte.

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