SWR3 Gedanken

29DEZ2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich war mit meiner Familie auf der Eislaufbahn. Wenn ich gewusst hätte, wie rutschig das ist, hätte ich nicht so schnell zugestimmt. Mit klobigen Schlittschuhen betrete ich die Eisfläche, mache vorsichtige Schrittchen und ausladende Armbewegungen. Um mich herum schnelle Flitzer und elegante Schwünge, alle scheinen in ihrem Element zu sein, nur ich nicht.

Mit Weihnachten hat sich Gott auch ein Stück aufs Glatteis begeben. Im übertragenen Sinn hat er seinen fest stehenden Himmelsthron verlassen und muss nun in Kinderschuhen die Mühen der Welt ertragen: abhängig von Maria und Josef, Masern, Karies, Streit mit den Geschwistern, ein blauer Fingernagel vom Hämmern in Papas Werkstatt – für Gott vielleicht ein Gefühl wie für mich auf dem Eis.

Bei mir ist es allerdings nicht bei diesem Gefühl geblieben. Nach ein paar vorsichtigen Runden hat die Sache angefangen Spaß zu machen – das mühelose Gleiten, die immer tollkühneren Kurven, und nicht zuletzt auch die Glühwein-Pause an der Bande.

Auch Jesus ist irgendwann mal in den Flow gekommen. Mit 30 Jahren hatte er seinen Weg gefunden von der Hobelbank in die Sandalen des Wanderpredigers. Er hat das gemacht, was seine Berufung war: Minderheiten geschützt, Menschen geheilt und von Gott seinem Vater erzählt. Was ihm wichtig war, würde er vielleicht so zusammenfassen: „Mein Vater ist kein rachsüchtiger Herrscher, sondern ein liebevoller Papa und Mama für alle. Auch wenn das Leben hart sein kann, wenn alle anderen schneller sind, wenn ihr ausrutscht oder das Leben euch wehtut – mein Vater wird bei euch sein. Fürchtet euch nicht!“ 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41314
weiterlesen...