Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

10JAN2025
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Manche Menschen denken ja, die Kirche sollte beim Thema Sexualität einfach mal die Klappe halten. Nach all den Missbrauchsfällen, den ewigen Diskussionen über den Zölibat oder die veraltete Sexualmoral.

Das Einzige, was wirklich niemand mehr braucht, ist, dass man vorschreibt, wen man lieben darf und wen nicht. Andererseits glaube ich, wir als Kirche hätten in den Bereichen Körperlichkeit und Sexualität sehr wohl was zu sagen. Doch hier zeigt sich noch ein anderes Problem. Viele Menschen, gerade in der Kirche, tun sich sehr schwer, über ihre Sexualität zu reden.

Ich denke zum Beispiel an die Klosterschwester, die noch in ihrer Ausbildung beigebracht bekommen hat, dass alles im Bereich Sexualität eine Sünde ist. Sie glaubt das inzwischen zwar nicht mehr. Aber niemand möchte mit ihr darüber reden. Sie würde es aber gerne, weil es einfach ein Teil ihres Lebens ist. Und das Schweigen ihrer Gemeinschaft darüber sie so bedrückt. Oder ich denke dabei auch an die Theologiestudentin, die in einer Gesprächsrunde erwähnt, dass sie noch nie mit irgendjemand über Selbstbefriedigung gesprochen hat.

Ich glaube, diese Sprachlosigkeit ist kein speziell kirchliches Problem, sondern ein gesellschaftliches.

Natürlich. Sexualität ist etwas sehr Privates und das soll auch so bleiben. Wenn ich über so etwas Privates rede, mache ich mich angreifbar. Vielleicht ist auch immer die Angst dabei: Was denkt der andere jetzt über mich?

Es wäre fatal, allen alles zu erzählen. Aber ich glaube, es ist wichtig mindestens einen Menschen zu haben mit dem man über alles frei reden kann.

Ich selbst habe mich auch lange Zeit sehr schwergetan, über meine Körperlichkeit, über Selbstbefriedigung oder meine sexuellen Bedürfnisse zu sprechen. Aber ich habe, Gott sei Dank, einen guten Freund gefunden, bei dem ich es gelernt habe. Und ich merke, wie gut mir das tut. Weil es mir die Angst genommen hat, irgendetwas an meiner Sexualität komisch oder schlimm zu finden. Weil daran nichts Schlimmes ist. Ganz im Gegenteil. Es gehört zu mir, wie es zu jedem Menschen gehört. Ja, ist sehr privat, aber auch ganz wunderbar. Sexualität ist ein Geschenk. Und das dürfen wir beim Namen nennen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41312
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