SWR Kultur Lied zum Sonntag

„Jetzt freu‘ dich doch mal!“ Auch mir ist diese Bemerkung schon rausgerutscht. Obwohl ich ja weiß: Das ist keine sinnvolle Aufforderung. Sich freuen – das funktioniert definitiv nicht auf Kommando. Auch nicht – oder vielleicht gerade nicht – zu Weihnachten. Allerdings: Das einprägsame Adventslied „Wir sagen euch an den lieben Advent“ wird nicht müde, genau diese Aufforderung zu wiederholen: „Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr!“
Musik
Die österreichische Lehrerin Maria Ferschl, die den Text 1954 geschrieben hat, zitiert damit die Botschaft des Apostels Paulus an die Gemeinde in Philippi. Paulus ist sich sicher: Jesus, der auferstanden ist, wird wiederkommen. Und zwar sehr bald. Und dann bricht die Zeit des Friedens an, für alle und für immer. Der Herr ist nahe – Grund genug, sich zu freuen.
Im Adventslied wird diese Botschaft auf Weihnachten übertragen, darauf, dass Gott im Jesuskind zur Welt kommt. Aber passt das? Kehren denn an Weihnachten auch automatisch Frieden und Freude ein? Im eigenen Leben – oder gar für die ganze Welt?
Musik
Ich finde: Der Dichterin Maria Ferschl ist es mit ihrem einfachen Text gelungen, eine Art Adventsweg hin zur Weihnachtsfreude zu zeigen. Strophe für Strophe, Kerze für Kerze, wird es darin Woche für Woche ein Stück heller. Es geht gar nicht darum, sich auf Kommando zu freuen, sondern darum, der Freude einen Weg zu bereiten. Die zweite und dritte Strophe erzählen, wie das gehen kann:
Wir sagen euch an den lieben Advent
Sehet, die zweite Kerze brennt
So nehmet euch eins um das andere an,
Wie auch der Herr an uns getan!
Wir sagen euch an den lieben Advent
Sehet, die dritte Kerze brennt
Nun tragt eurer Güte hellen Schein
Weit in die dunkle Welt hinein
Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr!
Schon ist nahe der Herr.
Die anderen annehmen mit ihren Eigenarten. Auch die, mit denen das gemeinsame Feiern vielleicht schwerfällt. Das Herz weit machen, Konflikte aushalten, Versöhnung suchen. Damit fängt es an.
Und dann: Das, was ich zu geben habe an Liebe, an Talenten, an gutem Willen in die Welt tragen und anderen zur Verfügung stellen. So wird es heller in der Welt.
Auch hier folgt die Dichterin wieder der Spur des Apostels Paulus. Auch ihm war klar: Noch ist eben nicht alles gut. Aber wir halten die Hoffnung auf die kommende große Freude wach, indem wir heute schon Spuren dahin legen.
Der Adventsweg zum Licht, zur Freude – mit Grübeln komme ich auf ihm nur schwer voran. Aber beim Singen geht es leichter. Strophe für Strophe wird es heller. Und langsam geht auch im eigenen Herz ein Licht auf:
Musik
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