SWR4 Abendgedanken

27DEZ2024
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Noch vier Tage lang haben wir 2024. Ok vier Tage und ein paar Stunden. Schon wieder ist ein Jahr fast vorbei. Und? Gehören Sie vielleicht zu denen, die sagen: „Gott sei Dank“, „das nächste wird wieder besser“? Oder fühlt es sich eher an nach: „Schon wieder“? Das geht immer so rasend schnell …

In meiner Familie machen wir es so, dass wir uns über die Weihnachtsfeiertage die Zeit nehmen. Und uns überlegen: Was haben wir in diesem Jahr denn alles erlebt? Was war schön? Was nicht so? Was hat uns Kraft gekostet und was hat uns gefreut? Hab ich was Neues erlebt oder gelernt? Und worauf hätte ich auch verzichten können?

Nach dieser Runde sind wir meistens selber erstaunt, was wir in diesem Jahr alles erlebt haben.

Und dann überlegen wir uns natürlich auch, was wir uns für das nächste Jahr vornehmen. Was wir uns wünschen.

Ich muss in dieser Zeit immer wieder an eine Zeile aus einem Lied denken. Da heißt es: „wir gehn dahin und wandern, von einem Jahr zum andern, …“ 

Paul Gerhardt hat das Lied geschrieben und er beschreibt, was er im 17. Jahrhundert so alltäglich erlebt hat. Krieg, Krankheiten, Einsamkeit – irgendwie alles Sachen, die es auch 2024 noch gibt. Er beschreibt es aber nicht einfach nur. Eigentlich ist es ein großes und langes Gebet. Er bringt das alles vor Gott. Und dann bittet er. Um Frieden und Freude. Um eine Familie für Einsame. Um Ratschläge für alle, die falsch liegen. Dass Menschen gesund werden und dass jemand Trauriges wieder lachen kann.

Gott hat versprochen, dass er immer bei uns sein wird. Genau das haben wir gerade an Weihnachten gefeiert: Gott ist Mensch geworden. Er steht an unserer Seite, lebt unser menschliches Leben. Und er erlebt, wie es ist, wenn man verfolgt wird. Wie Menschen ausgegrenzt werden, wenn sie krank sind. Wie einsam und verzweifelt Menschen sein können. Und auch wie grausam. Aber auch, wie liebevoll wir sein können und wie fröhlich. Gott weiß, wie es ist, zu lachen und zu weinen, zu hoffen und zu bangen.

Deshalb: Ja, wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern. Aber Gott hat uns bisher begleitet und er wird uns auch 2025 begleiten. Und: Auch, wenn es im Moment draußen kalt und kahl und manchmal ein bisschen trostlos ist. Irgendwann wird es Frühling werden. Das Leben kehrt wieder zurück in unsere Gärten und unsere Herzen. Und Gott ist mittendrin.

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