SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

Römer 8,35.37-39 (2. Lesung)
18. Sonntag im Lesejahr A

Ist das nicht völlig weltfremd und naiv zu sagen: „Nichts und niemand kann uns trennen von der Liebe Gottes!“ – Nun: Das sagt ein vom Leben ziemlich gebeutelter Mann. Einer, der die Leute seiner Zeit kannte und sich in der Welt rund um das Mittelmeer auskannte: der Apostel Paulus. Sein scheinbar abgehobenes Wort ist heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören. Wie meint er das: „Nichts und niemand kann uns trennen von der Liebe Gottes!“? – Viele stellen das eher in Frage: Wo ist diese Liebe, wenn manchen Menschen so unsäglich viel Leid aufgebürdet wird, dass sie daran zerbrechen? Wenn Kinder vernachlässigt und mißbraucht werden? Wenn so viele Kreaturen sinnlos gequält werden. Nein. Paulus war schon damals nicht wirklichkeitsblind, auch nicht fromm abgehoben. Er zählt die vielen Gegensätze und Spannungen auf, die uns Angst machen, die uns würgen und zu zerreißen drohen: Hunger und Verfolgung; Krankheit und Trauer; Leid, das Menschen einander zufügen und unerklärliche Gewalten; schließlich der Tod in den unterschiedlichsten Facetten. Das hat Paulus nicht nur aufgezählt, das hat er nahezu alles durchgemacht und durchlitten: Auf seinen Missionsreisen von Israel, entlang den Küsten Griechenlands und durch die heutige Türkei – mit dem Schiff und zu Fuß. Er ist angefeindet und verprügelt worden, fast verhungert und krank geworden und auf hoher See beinahe ertrunken. So sehr muss es ihn gebeutelt haben, dass er immer wieder schlapp gemacht hat, am Ende seiner Kräfte war und Schluß machen wollte. Und immer wieder hat er eine Kraft gespürt, eine innere Stimme, die ihn ermutigte weiterzumachen. Eine Kraft, die für ihn von Gott gekommen war. Nicht zuletzt ist es die Verantwortung gewesen, die ihn wieder weitermachen ließ: die Verantwortung für seine Gemeinden, die er gegründet hatte und für seine Freunde in Korinth und Thessaloniki, in Philippi und Ephesus. Durch all diese Erfahrungen muss in Paulus die Überzeugung gewachsen sein, dass uns trotz allem Gottes Liebe bewahrt und erhält, trägt und rettet. Dass seine Zuneigung und Treue und Freundschaft zu uns durch keine andere Macht besiegt oder zerstört werden kann. Dass uns nichts und niemand von seiner Liebe trennen kann, was auch immer passiert. https://www.kirche-im-swr.de/?m=4125
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