Anstöße SWR1 RP / Morgengedanken SWR4 RP

28DEZ2024
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Seit ein paar Wochen interessiert sich meine Tochter für ihren Stammbaum. Die Namen meiner Großeltern, die hatte ich sofort parat. Aber meine Uroma, mein Uropa? Da musste ich passen. Und hab mich gewundert, als meine Tochter mir die Namen genannt hat. Nein, hatte ich tatsächlich noch nicht gehört. Von wem stamme ich ab? Wer gehört zu mir? Mal sehen, wieviel Generationen meine Tochter zurückverfolgen kann.

Im Neuen Testament gibt es auch einen Stammbaum. Es beginnt sogar damit. Der Evangelist Matthäus zählt die wichtigsten Vorfahren von Jesus auf. Das klingt ziemlich langatmig. Von Abraham bis zum König David. Und von David durch die Geschichte der Bibel hindurch bis zu Josef, dem Mann Marias, der Mutter von Jesus. 42 Generationen werden da genannt. Die biblische Erzählung fängt also nicht mit der Geburt Jesu an oder mit der Taufe. Nein, mit dem Stammbaum. Und diesen Stammbaum hat der Evangelist Matthäus nicht über Standesämter oder Kirchenbücher herausgefunden, sondern er hat ihn zusammengestellt, um bedeutsame Beziehungen herzustellen. Die Aufzählung zeigt: Gott hat eine lange Geschichte mit den Menschen. Eine Geschichte mit Segen und Unglück. Mit Niederlagen und Erfolgen. Und in diese lange Geschichte reiht sich Jesus ein und setzt einen neuen Anfang.

Als ich den Stammbaum meiner Tochter gesehen habe, da wurde mir trotz der Lücken, die er noch hat, klar: Auch ich bin hineinverwoben in Gottes Geschichte mit uns Menschen und trage dieses Erbe mit mir. Manches macht mich sehr dankbar. Anderes ist mir vielleicht unangenehm. Aber vieles prägt mich. Ja, in jedem Menschen zeigt Gott sich in dieser Welt. Auch in mir, meinen Vorfahren und Kindern. Und mit jedem neuen Tag und jedem neuen Jahr kann ich die Geschichte Gottes in dieser Welt weiterschreiben und mitgestalten.                                                                                                  

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