SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

26DEZ2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Auch wenn in unserer Gemeinde an Heiligabend vieles modern und neu sein darf, eines muss sein wie immer: Am Ende der Christmette soll das Licht ausgehen und das Lied „Stille Nacht“ erklingen. Ob jung oder alt. Das gehört einfach für die allermeisten dazu. Dann ist Weihnachten. In diesem Jahr ist mir das Lied schon ein paar Monate vorher eingefallen. Und zwar die dritte Strophe, wo es heißt: „da uns schlägt die rettende Stund“.

Ich war an der Nordsee und konnte eine Zeitlang den Rettungsschwimmern bei ihrer Arbeit zuschauen. Die sitzen in ihrem Stelzenbau am Strand und beobachten die See. Beobachten, was geschieht. Warnen, wenn es gefährlich wird und greifen ein, wenn es nötig wird. Dann zählt jede Minute. Dann setzen sie alles daran, andere zu retten. Ich konnte das von meinem sicheren Platz am Strand aus verfolgen. Ein älterer Mann ist weit raus geschwommen und hatte seine Kräfte wohl überschätzt. Doch dank der Rettungsschwimmer erlebte er im wahrsten Sinne des Wortes eine „rettende Stund“.

Im Lied „Stille Nacht“ wird als rettende Stund die Geburt Jesu beschrieben. Und Jesus, als unser Retter genannt. Daran musste ich denken. Wenn wir an Weihnachten das Lied singen, dann feiern wir, dass mit Jesu Geburt Gott Mensch wird. Einer von uns. Einer, der mir ganz nah sein möchte und bei mir sein will in allem, was mir als Mensch zu schaffen macht, was mich bewegt und berührt. Gott wird Mensch. Einer, der da ist. Gerade dann, wenn ich hilflos bin. Wenn ich auf andere angewiesen bin. Wenn es bedrohlich wird.

Die rettende Stund kann ich mit all dem verbinden, was mich trägt und hält in dieser Welt. Was mich lieben und leben lässt. Wo ich das Göttliche in meinem Leben erahne. Kann sein – an Weihnachten. Genauso gut aber auch am Strand.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=41229
weiterlesen...