SWR Kultur Wort zum Tag
„Der „Wenn“ und der „Hätt“ henn noch nie was g´hätt.“ Das hat mein Großvater immer zu mir gesagt, wenn ich mir als Kind zum Beispiel vorgestellt habe, wie es wäre, wenn ich einmal richtig reich wäre und ganz viel Geld hätte. Ich habe mir ausgemalt, wie es wäre, wenn mein Kinderzimmer voller Spielsachen, Comics, Malsachen, Legobausteine und Märklin-Eisenbahnzüge wäre.
Oder ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn ich in allen Fächern, besonders in Mathe, Physik, Chemie und Biologie, spielend leicht die besten Noten bekommen würde. Einfach so.
In meinem späteren Leben habe ich gemerkt, wie recht mein Großvater mit diesem Satz gehabt hat: „Der „Wenn“ und der „Hätt“ henn noch nie was g´hätt.“ Denn Geld habe ich immer nur so viel gehabt, wie ich mir mit meiner Arbeit eben verdient habe. Und gute Noten habe ich immer dann bekommen, wenn ich auch gelernt habe. Dass mir das in den Naturwissenschaften erheblich weniger gelungen ist, war eben so. Dafür war ich in anderen Fächern umso besser. Zum Beispiel in Religion.
Man kann sich viel wünschen und vorstellen, was alles anders wäre, wenn man mehr Geld hätte, schlauer wäre, wenn man dieses oder jenes anders gemacht hätte, wenn die Menschen besser wären, ja, wenn die ganze Welt eine andere wäre.
Aber im wirklichen Leben zählt nur, was jetzt gerade ist oder eben nicht ist. Die Aufgabe ist, damit umzugehen und das Beste daraus zu machen.
Das kann im einen Fall heißen, sich auf den Hosenboden zu setzen und seine Arbeit zu machen. Es kann aber auch heißen, sich darin zu üben, vielleicht doch zufrieden zu sein mit dem, was man hat. Was einem an Gutem und Schönem widerfahren ist. In schönen Stunden mit Freunden, im Zusammenhalten als Familie, im Blick auf das, was man im Leben erreicht hat. Auch wenn da noch Träume und Wünsche sind, die gerne in Erfüllung gehen können.
Manchmal geht es aber auch gerade im Gegenteil darum, alles daran zu setzen, damit die Dinge, die Menschen, die Welt sich ändern. Von alleine geschieht das nicht. Ich muss etwas dafür tun, wenn ich will, dass dieses oder jenes besser wäre. Sei es für mich, für andere oder für die Welt.
Das Tun wie das Lassen fällt mir manchmal schwer. Aber mein Glaube hilft mir dabei. Weil ich fest darauf vertraue, dass mir Gott die Kraft dazu gibt. Das eine Mal, dass ich etwas so sein lassen kann, wie es nun mal ist. Das andere Mal, dass ich alles dafür tue, bis ich wirklich etwas erreicht habe. Mein Großvater hätte bestimmt seine helle Freude daran.
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