SWR1 3vor8
Einfach traumhaft schön. Nach Weihnachten fahre ich oft in die Berge. Und besonders genieße ich da immer wieder den abendlichen Blick in den Himmel. Die Sterne glitzern und funkeln. Es scheinen unendlich viele zu sein.
Der Theologe Friedrich Schleiermacher entdeckte beim Blick in die Weiten des Universums sogar sein religiöses Gefühl. Für Schleiermacher, der um 1800 gelebt und gewirkt hat, war Religion nicht mit Vernunft zu fassen oder durch moralisches Handeln begründbar. Er hat Religion als ein Gefühl verstanden, das sich einstellt, wenn einem bewusst wird, wie abhängig wir von dem sind, was uns umgibt. Und der Blick in die Weiten des Universums hat ihm das verdeutlicht. Religion war für Schleiermacher „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“.
Wenn ich den nächtlichen Sternenhimmel betrachte, kann ich das gut nachvollziehen. Da steht mir vor Augen, dass es etwas Größeres, Unendliches geben muss, das ich mit meinem begrenzten Verstand und meinen menschlichen Worten nie ganz erfassen kann. Aber es ist da, ich kann es fühlen.
So in etwa muss es auch den sogenannten heiligen drei Königen ergangen sein. Über ihre Reise zu dem neugeborenen Jesus wird heute in viele Kirchen gepredigt. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war, (Mt 2,9).
Die Könige reisen um die halbe Welt, folgen dem Stern und der führt sie direkt zu Jesus. Sie haben beim Betrachten des Sterns offensichtlich gefühlt: Da ist etwas Besonderes passiert. Und der Stern führt sie direkt zu Gott. Allerdings nicht in die Weiten des Universums, sondern in den Stall zu einem neugeborenen Kind.
Denn in Jesus ist Gott, der Unendliche, Mensch geworden und auf die Erde gekommen. Er bringt so etwas von seiner Göttlichkeit zu uns. Das Göttliche hat sich mit dem Menschlichen in Jesus verbunden.
Deshalb fühle ich mich nachts unter dem Sternenhimmel, zwar manchmal klein und unbedeutend, aber nicht einsam und verlassen. Denn Gott ist in seiner Unendlichkeit nicht unerreichbar. Er ist uns durch Jesus ganz nahegekommen. Er hat sich in Jesus gezeigt. Und beim Blick in die Sterne kann ich etwas von seiner unendlich guten Macht fühlen. Einfach ein göttlicher Anblick.
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