SWR3 Gedanken

09DEZ2024
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Neulich hab‘ ich Maria getroffen. Sie lebt mit ihrer Mutter zur Untermiete in Freiburg. Sie ist vor einem halben Jahr aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Sie watschelt jetzt ziemlich. Der Bauch ist riesig. Maria hat keine Lust mehr aufs Schwanger-Sein. Aber da muss sie wohl durch.

Ob sie schon weiß, wo sie das Kind zur Welt bringen will, frage ich. Sie winkt ab. Viel mehr beschäftigt sie, wie es danach weitergeht. Eigentlich will sie gar nicht mehr lange in Deutschland bleiben. Am liebsten würde sie wieder zurück in ihre ukrainische Stadt. Nur: ihr Haus steht nicht mehr. Und ihr Mann ist an der Front. Düstere Aussichten! Aber jetzt ist sie schwanger. Sie wird bald ein Kind zur Welt bringen.

„Ich möchte Zukunft für Kind“, sagt sie in ihrem neu gelernten Deutsch. Und zum ersten Mal heute lächelt sie. „Für Kind ist es nicht wichtig: Deutschland oder Ukraine. Für Kind ist wichtig Liebe.“ Stimmt, denke ich. In beide Richtungen: Liebe für das Kind und Liebe, die vom Kind ausgeht.

„Und was machst du“, frage ich Maria, „wenn das Kind gerade an Weihnachten geboren wird?“ Sie lächelt wieder: „Vielleicht wird dann der Name Jeschua –Jesus. Weil Liebe wichtig ist.“ Ich lächle auch: „Gute Idee. Wie und wann auch immer, Maria: Fürchte dich nicht!“

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