Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

13DEZ2024
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Singen und Advent, das gehört für mich zusammen. Das liegt daran, dass der liebe Gott mir eine schöne Singstimme gegeben hat, und ich schon als Kind immer gerne gesungen habe. Macht hoch die Tür – Süßer die Glocken nie klingen – O Tannenbaum undsoweiter. Das Repertoire war bunt gemischt, und im Advent ging’s auch darum, für den Heiligabend präpariert zu sein, weil zur Bescherung Lieder einfach dazugehört haben. Singen tut mir gut, wärmt meine Seele – vor allem, wenn ich es mit anderen zusammen tun kann.

Ich hab mich hingesetzt und überlegt, warum das so ist. Und dabei bin ich auf drei Punkte gekommen, die weit darüber hinausgehen, was mir persönlich guttut. Ich finde, sie können helfen, wie wir als Gesellschaft besser zusammenleben, wie wir unseren Zusammenhalt stärken.

Beim Singen kommt es darauf an, an der richtigen Stelle laut oder leise zu sein. Sonst hört sich alles gleich an, wird langweilig und uninteressant. Nur wenn wir das beherzigen, wird auch das Miteinander in unserer Gesellschaft funktionieren. Nicht immer lauthals widersprechen, nicht nur den Mund halten. Beides ist an der rechten Stelle wichtig.

Es kommt beim Singen mit anderen vor allem aufs Hören an. Das Hören ist wichtiger als das Singen, es ist die Voraussetzung, damit es dann gemeinsam schön klingt. Oh, wie wichtig wäre es, dass wir mehr aufeinander hören. Mit Fingerspitzengefühl die kluge Meinung des anderen ernstnehmen, und danach forschen, wo wir uns verbünden können, damit etwas Gutes herauskommt, dass dann allen dient.

Wer in einem Chor singt, hat eine Dirigentin, und weiß, wie wichtig diese Aufgabe ist. Die Dirigentin hat eine Vorstellung, wie es klingen soll, sie setzt Akzente und leitet so an, dass alle mitkommen. Eine Dirigentin hat Autorität und ist Vorbild. Mir scheint, Autoritäten haben es zunehmend schwer. Und damit meine ich echte Autoritäten, keine kleinen Diktatoren. Sondern Frauen und Männer, an denen ich mich orientieren kann, weil sie Erfahrung haben und klug sind. Menschen, von denen ich profitiere, wenn ich mich an sie halte. Die gibt es, und es sie sind es wert, dass ich sie respektiere.

Bestimmt lassen sich die drei Punkte auf viele andere Lebensbereiche übertragen, aufs Zusammenspielen beim Fußball zum Beispiel. Bei mir ist es eben das Singen – auch weil das jetzt so gut zum Advent passt.

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