Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

12DEZ2024
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Württemberg hat einen neuen katholischen Bischof. Er heißt Klaus Krämer, ist sechzig Jahre alt und hat sein Amt am 1. Dezember angetreten. Ich hoffe, dass sich der neue Bischof für alle interessiert, auch für die, die von der Kirche enttäuscht sind, sich über einen Pfarrer geärgert haben oder denken, dass die Kirchensteuer hinausgeschmissenes Geld ist.

Bei der Weihe zum Bischof von Klaus Krämer sind einige Sätze gefallen, die mich haben aufhorchen lassen. Sie gehören zum alten Ritus der Bischofsweihe, aber ihr Sinn ist stark und wichtig – bis heute. Unmittelbar vor seiner Weihe wird der künftige Bischof gefragt, ob er für das Volk Gottes wie ein guter Vater sorgen will. Wer zu Gott gehört, das definiert sich nicht in erster Linie über eine Mitgliedschaft in der Kirche oder darüber, ob man sonntags am Gottesdienst teilnimmt. Gott hat Interesse an allen, an jedem Menschen – und für sie alle soll der neue Bischof da sein. Väterlich, also fürsorglich, wenn jemand unterstützt werden muss; liebevoll, wenn einer bedrückt ist; barmherzig, wenn jemand von bösen Menschen übel mitgespielt wurde. Klaus Krämer hat geantwortet: Ich bin bereit. Daran schließt sich die folgende Frage an: Bist du bereit, um des Herrn willen, den Armen und den Heimatlosen und allen Notleidenden gütig zu begegnen und zu ihnen barmherzig zu sein? Auch das hat er bejaht. Und ich betone nochmals: Es ist hier nicht von armen Katholiken die Rede, sondern gemeint sind alle, die in seiner Diözese arm sind, in Not oder gar heimatlos. Die Politik streitet erbittert darüber, wie mit den Menschen zu verfahren ist, die in unser Land flüchten. Für einen Bischof darf sich diese Frage erst in zweiter Hinsicht stellen. Weil er eben nicht Politiker ist, sondern einer, der zu Jesus gehört, der wie einst die Jünger unterwegs ist, um den Menschen zu sagen: Gott will, dass keiner verloren geht. Keiner! Im Gegenteil: Wenn von hundert Schafen eines verloren geht, dann lässt der Hirte die neunundneunzig zurück und sucht das eine[1] - solange, bis er es findet. So spricht Jesus von Gott als dem guten Hirten. Auch danach ist Bischof Klaus bei seiner Weihe gefragt worden: ein guter Hirte zu sein. Und auch darauf hat er geantwortet: Ich bin bereit. Daran wird er gemessen werden. Und gerade für die überzeugend sein, die weit weg sind.

 

[1] Lukas 15,5

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